Torero

Ein Gedicht von Lars Abel
Es rauscht der Bach, der Wind durch´s Korn,
es protzen fette Ähren
Es senkt ein edler Stier sein Horn,
im Kampf sich zu bewähren

Es singt allein der Wind im Ohr,
die Menschenlaut´ ersterben
Mein Hirn halluziniert mir vor
Gemälde vom Verderben

Weiss nicht, ob mehr als ein Versuch
mir armem Schlucker ziemet
Dem Tod geweiht zück´ ich das Tuch,
ohn´ dass ich Plän´ geschmiedet

Der breite Nacken Hörner lenkt,
den Toren zu zermalmen
Mein Hirn der Bibel wirr gedenkt,
in Sprüchen und in Psalmen

Die Meter schwinden schaurig schnell,
die Schritte, die uns trennen
Mein sonst so kühnes Naturell
erstarrt in Furchtes Fängen

Dort zischt des schnaubend Tieres Wucht
erbebend mir entgegen
So wild, so stark und so verrucht,
dass ich mich will ergeben

Nein, Gott sei dank, ja Gott sei dank
sitz ich hoch auf dem Range,
im Gegenteil, der Stier nun krankt,
im Blut die spitze Stange

Es rauscht kein Bach, es blüht kein Korn
es protzen keine Ähren
Ein edler Stier senkt still sein Horn,
macht sich bereit zu Sterben

(C) Lars Abel

Informationen zum Gedicht: Torero

339 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
08.11.2015
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige