Heiligtum
Ein Gedicht von
Lars Abel
Vom Fels jauchzt hell ein reges Rinnsal,
zwar schmal, doch stet und sonnenklar,
weh' dem, der je dies Recht dir stahl,
dies Recht, zu Glucksen, ohn' Gefahr
Noch funkeln deine zarten Tropfen
und springen froh von Stock zu Stein,
wer will sich da die Schulter klopfen,
die Trübnis solchen Glanzes sein?
Mich hat der Klang längst hingerissen,
der hohem Felswind innewohnt,
wenn nur ein Fließ, frisch und beflissen,
mit seinem Ruf die Luft betont
Da fangen Felsen an, zu flüstern,
da wacht, was nie am Leben war,
da lechzen taube Tannen lüstern,
nach dem, der solchen Sang gebar
Ich stand einst still und starr vor Staunen,
ein Heiligtum sich mir erschloss,
ich lauschte stumm dem Götterraunen,
das in der feuchten Wiege floss
Sie einte in sich alle Töne,
die eine freie Seele kürt,
für solchen Dienst den Quell ich löhne
und ehre, wie es sich gebührt
(C) Lars Abel