Glück des Stärkeren
Ein Gedicht von
Lars Abel
Ich grinse wenn ich euch so seh´,
ihr Maden dort im Becher
Ihr bringt zwar Glück mir, doch oh weh´,
kommt dennoch unter´s Messer
Dies fett sich windende Gewürm
ziert trefflich blanken Haken,
die Spitz´ ins Fleisch, es trieft hervor,
wie heißes Fett vom Braten
Ich fütt´re an, ihr Fischlein seht
gedeckt ist eure Tafel
Schlagt euch die Bäuche nur recht voll
im Strom der klaren Havel
Leb´ wohl Getier, ich packe an,
die Rute auszuwerfen
ein Widerhaken hindert dich,
den Hauptgang zu entwerten
So plumpst du in den kühlen Fluss,
sinkst dampfend warm zu Boden,
gewürzt, garniert, mit Dip verziert
nahm ich dich aus dem Ofen
Der Fische wilder Flossenschlag
dich hoch erfreut begrüßet
Im Ernst! Solch´ lecker´m Engerling
sich keiner hier verschließet
So segelst du zum finster´n Grund
es mehr´n sich die Attacken,
die Därme baumeln kunterbunt
um Schulter dir und Nacken
Schon dämmerst du in Einsamkeit
am grünen Algenboden
ein langes Etwas sich da naht
und Schnüre dich umwogen
Da plötzlich blitzen Augen auf,
die Dunkelheit verschlingt dich
Der Braten selbst stößt sauer auf,
dem Räuber, denn er sticht
Ich zerre ihn vom Mittagstisch
herraus aus seinen Träumen,
ein leerer Stuhl nur bleibt zurück,
die Gischten wütend schäumen
Mir selbst bereite ich ein Mahl
aus seinem zarten Fleische
Kartoffeln, Butter, wunderbar
zur Freude mir´s gereiche
Zum Glück steh ich an höchster Stell´
in dieser Nahrungskette
wer weiß, wer andernfalls nun mich
vom Tisch gezogen hätte?!
(C) Lars Abel