Der Esel
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Der Esel gilt als eigen, störrisch,
sehr langsam auch und etwas mürrisch
Ein Dummkopf sei er obendrein -
dies Grautier, das will niemand sein!
Der Esel ist ein kluges Tier,
geduldig, ja gelassen schier,
ist wehrhaft und hat sich'ren Tritt
Er k o m m t ans Ziel, Schritt um Schritt!
Anm.: Der Esel ist eine in Nordafrika domestizierte Pferdeart, die in vielen Teilen der Welt teilweise wild vorkommt und als Haus- und Nutztier gehalten wird. Es sind sehr genügsame Tiere, die, aus dem Ödland stammend, lange Zeit ohne Wasser und Nahrung überleben können. Ihr Orientierungssinn ist überragend. Einen Weg, den er schon einmal gegangen ist, findet der Esel auch nach Jahren sicher wieder. Selbst auf unwegsamen Gelände geht er trittsicher und fehlerlos. Er ist weniger wehrlos, als man vermutet: gegen Kojoten, Hyänen und andere Räuber dreht er sich und schlägt mit den Hinterbeinen aus. Mit seinen großen Ohren nimmt er Geräusche selbst in weiter Entfernung wahr. Dennoch ist er in der Alltagssprache wie das Kamel eindeutig negativ besetzt: sein Eigensinn und seine Zurückhaltung wird ihm nicht als Stärke, sondern als Trägheit und Faulheit ausgelegt. Er wurde zum Synonym für Dummheit, Starrsinn und Trottelei. Dagegen schildert die Bibel, dass er selbst klüger ist als der Prophet und diesen vor Gefahr warnt (4. Mose 22) und als Reittier des Königs Sanftmut und Demut repräsentiert (1. Kön 1/33ff, Sach 9/9, Mt 21/4f).