Die Einfalt der Vielfalt (Eine Geschichte mit Gedicht)
Ein Gedicht von
jogdragoon
Auf einem einsamen Bauernhof wurden alle unruhig.
Der Bauer war gestorben und andere Menschen wohnten dort nicht.
Die Hühner und die Schafe liefen aufgeregt hin und her.
Auch die Hunde wussten nicht, wie es nun weitergehen sollte.
Ein Fuchs hörte von der Tragödie und hatte eine Idee.
Er ging zu den Wölfen und rief auch den Habicht zu sich, um sich mit ihnen zu unterhalten.
Dann ging er mit einem Wolf zum Bauernhof und sprach zu den Hunden:
„Liebe Artgenossen!
Auch wenn wir unterschiedlich erscheinen, so haben wir doch sehr viel gemeinsam.
Siehe! Im Grunde ist nur unser Körper unterschiedlich.
In unserem innersten Wesenskern sind wir doch alle gleich und wünschen uns dasselbe!
In Liebe und Freiheit harmonisch miteinander vorurteilsfrei zu leben!
Wir sehen, dass auf dem Bauernhof alles getrennt ist:
Ihr lebt von den Schafen und den Hühnern getrennt
und die Hühner von den Schafen.
Alle sind eingesperrt, als wären sie gefährliche Verbrecher.
Wäre es nicht viel besser, wenn alle friedlich auf einer großen Weide miteinander leben würden.
Jedes Huhn und jedes Schaf kann das Kraut und Gras fressen, das für ihn am bekömmlichsten, wohlschmeckendsten und gesündesten ist.
Ihr, der Habicht und wir könnten ein paar Eier der Hühner fressen und wir wären alle glücklich damit.
Außerhalb des Bauernhofs wird auch die Vielfalt gelebt und alle leben glücklich und harmonisch zusammen.
Wollt ihr das nicht auch ?“
Einer der Hunde entgegnete:
„Aber die Hühner und Schafe haben doch Angst vor Euch!
Und der Bauer hat sie bestimmt nicht ohne Grund eingezäunt.“
Der Fuchs überlegte kurz und antwortete:
„Der Bauer hat Euch ausgebeutet und unterdrückt. Er hat Euch die Freiheit genommen und von Euch profitiert.
Er hat die Schafe um ihren Ertrag gebracht, indem er sie immer wieder geschoren hatte.
Manche hat er ermordet und zerstückelt!
Die Hühner hat er ebenfalls kaltblütig umgebracht und alle ihre Eier genommen.
Außerdem hat er Euch mit seinem Futter gefüttert, damit ihr von ihm abhängig wurdet.
Glaubt ihr wirklich, dass er zu Eurem Wohl gehandelt hat ?
Es tut mir leid, das sagen zu müssen, doch das ist dumm und naiv !“
Die Hunde überlegten, bis einer fragte:
„Was schlagt ihr vor ?“
Der Fuchs grinste ihn listig an und sagte:
„Reißt die Zäune innerhalb des Bauernhofs nieder und gewährt damit allen den vollen Zugang zu allen Bereichen.
Nur das Haus und den großen Zaun lasst bestehen.
Den solltet ihr, mit dem Habicht, bewachen.
Das ist nur zu Eurem Schutz, damit sich keiner vom Bauernhof verläuft, herumirrt und nicht wieder nach Hause findet.
Denn für die, die bisher nicht gereist sind, gibt es doch so einige Gefahren da draussen.
Der Habicht kann von oben das Gelände überwachen, so dass alle gewarnt sind, falls doch einmal eine Gefahr auftauchen sollte.
Wer von uns hinein will, den lasst hinein.
Wer von uns wieder hinaus will, den lasst hinaus.
Besprecht das in Ruhe untereinander.
Ihr seid ja die Klügsten auf dem Hof.
Die Schafe und Hühner braucht ihr ja nicht zu fragen.
Sie können ja leider nicht verstehen, was für sie selbst am besten ist.
Deshalb müsst ihr für sie Entscheidungen zu eurem und ihrem Wohle treffen.
Denkt an die tolle freie Welt ohne Grenzen, die uns alle erwartet:
Die bunte Vielfalt, das Leben, die Freiheit, in der sich jeder frei nach seinen Wünschen entfalten kann.
Verlasst den tristen, beschränkten Einheitsbrei.
Denkt an die wunderbaren neuen Bereicherungen, die sich, durch die kulturelle Vielfalt, auf einem Bauernhof des Miteinanders, entfalten wird.
Eine blühende Zukunft erwartet uns alle.
In Freiheit und einem harmonischen Zusammensein.
Überlegt in Ruhe!
Wir kommen morgen wieder und freuen uns auf Eure Entscheidung!“
So gingen der Fuchs und der Wolf wieder in den nahegelegenen Wald.
Tags darauf kamen sie wieder und waren erfreut darüber, dass die Hunde einwilligten und ihnen den Weg frei machten.
So geschah es wie besprochen!
Nachtrag: Bei auf unbekannte Art und Weise ums Leben gekommenen Schafen und Hühnern sprachen der Habicht, die Wölfe und Füchse von tragischen Einzelfällen, die sie zutiefst betroffen machten.
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Ein Regenbogen ist gespaltenes, weisses Licht
Bunte Vielfalt zeigt ihr schönstes Gesicht
das mit erhobenem Zeigefinger verspricht:
Gemeinsamkeit - Gleichheit - Freiheit
Doch es zerbricht
der Schutz durch Kultur, der Tradition
in Familie, Dorf, Land und der Nation
zu spiegelnden Scherben der Illusion
Solange sich eine Gruppe als Auserwählte erfährt
oder sich selbst Vorteile gewährt
andere hingegen unterdrückt
und sie dann ins Abseits drückt
Solange Kulturen, Glauben, Herkunft spalten
Menschen sich für besser halten
mit überheblicher Arroganz
im Lügentanz
als Geistesführer, Reicher, Lord
die Unterdrückung, Gewalt, Raub, Vergewaltigung und Mord
als legitim erachten
werden sie stets andere verachten
und nach deren Hab, Gut und Leben trachten
Dann führt bunte Vielfalt
zur Einfalt
der Dummen
die freudig Propagandalieder summen
und meinen sich und andere neu zu erfinden
Doch weil nur Worte einer Münzseite erschallen
werden sie blind geführt von Blinden
tief ins Tal der Tränen fallen
© jogdragoon
Bibat ex me qui potest