Lass mich vergessen! (N.85)
Ein Gedicht von
Jacob Seywald
Du trägst meinen Stolz zu Tage,
ohne Zweifel, keine Frage.
Du trägst meinen Stolz zu Tage,
es ist wahr, wenn ich's Dir doch sage.
Mit zitterndem Kinn und Schmerzlichem im Sinn,
blicke ich hoch in Deine Augen.
Sie sagen mir wohin.
Nicht der Schlüssel ist rostig, nein,
es ist mein Schloss,
aus dem einstmals so viel Liebe floss.
Es ward offen, es zog rein.
So sperrangelweit, dann so allein.
Der saure Regen verdichtete,
beschichtete und vernichtete schliesslich,
meinen heiligsten Durchgang,
aus dem einstmals so viel Liebe drang.
Was ich mich jetzt nicht traue
oder was ich nicht sage,
trägst du nun an jedem Tage,
zu meinem Stolz zu Tage.
Erwarte niemals zu viel,
denn ich weiß noch immer, wie tief ich damals fiel.
Ich weiß noch immer, dass ich damals fiel.
Erwarte nur das Beste,
denn das beste liegt in Dir.
Erhoffe nie das Meiste,
weil das Meiste nur Sekunden schmeckt.
Und tauche nie zu tief,
weil Dunkelheit dich bald dann weckt.
Und trage nie zu viel,
denn du trägst ja schon mein Herz,
zwar in seiner Dürrezeit,
doch pass gut auf, Liebe ist nie weit.
Einstmals Schlimmes ist vorüber ja,
schon vergangen... Ja... Olivia!
Jacob Seywald XIII