Das ganze Glück (N.47)
Ein Gedicht von
Jacob Seywald
Zu jedem Rosenstrauß den du mir reichst, reiche ich dir einen Dornenkranz.
Zu jedem Füllhorn der Zufriedenheit, schenke ich dir nach, aus einem Meer der Diskrepanz.
Schenke mir alle Farben meines Lebens,
du kannst mir nicht vertrau'n,
nach bloß einem Tag des Regens,
wird aus alledem nur Braun.
Lass Monate in die Lande geh'n,
in denen der Schrecken eine Vermutung bleibt.
Gib mir nur ein einziges Mal zu versteh'n,
dass Mutmaßung weicht,
du siehst mich dran vergeh'n.
Ermögliche mir eine Woche voller Rausch und lasse die Zeit im Gelächter verstreichen,
doch umso schlimmer wird der Tausch,
wenn Gefühle der Sehnsucht mich beschleichen und sie alles Schöne was geschah, rücksichtslos vergleichen.
Und wo bleibt da mein Glück,
wenn nach Sonnenschein so viel Wasser fällt?
Warum werd' ich nicht verrückt,
wo doch jeder kleine Gedanke an das Schlechte, dass Restliche stets am Boden hält?
Ach wie gut das du doch weißt,
was wahres Glück denn wirklich heißt.
Wenn Erkenntnis aus dem Nichts erhellt und der Perspektive alter Vorhang fällt.
Das Pech und Zweifel mehr erscheint,
weiß ich schon seit jeder Zeile,
doch eines darf ich nie vergessen:
Das Glück ist immer größer, als die Summe seiner Teile.
Jacob Seywald XIII