Bahnsteig (N.29)

Ein Gedicht von Jacob Seywald
Kalter Wind wehte hindurch,
durch meine leichte Jacke.
Graupel raste vom Himmel herab
und meine weichen Knie machten schlapp.

Ein Zug kam an.
Ich trat heran.
Heraus kamen so viele Menschen,
kannte sie alle nicht.

Ich ging einen Schritt zurück,
denn alle wollten raus.
Aber ich wollte ins Warme,
wollte nur nach Haus'.

Eine junge Frau trat heraus,
sie kam ganz zuletzt.
Wunderschön sah sie aus,
doch ich war verletzt.

Sie merkte es zugleich
und tappste auf mich zu.
"Kann ich dir helfen?", fragte sie.
Nein, lass mich in Ruh'.

Sie nahm meine eisige Hand,
meine Hand war so furchtbar kalt.
Sie trat ein Stückchen näher
und küsste mich alsbald.

Ihr Handy fing zu klingeln an.
Das Pipsen wurde immer lauter.
Es hörte nicht mehr auf.
Ich stieg aus meinem Bett heraus.

Ich schmiss den Wecker an die Wand,
schrie auf einmal los,
zählte Tränen auf meinem Schoß.

Jacob Seywald XIII

Informationen zum Gedicht: Bahnsteig (N.29)

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08.12.2017
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