Wo die Liebe hinfällt

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
Der ältere Mann ist untersetzt,
hat dünne, knorrige O-Beine,
einen fassförmigen Bauch,
ein ausgeprägtes Hohlkreuz,
Speckfalten am Stiernacken,
einen grauen Haarkranz,
eine Glatze, die glänzt
wie eine Billardkugel,
sein stämmiger Hals ist kurz,
das Gesicht grobschlächtig,
seine Wangen sind fleischig,
die Schweinsäuglein glasig,
er hat eine Knollennase,
ein gelbes "Pferdegebiss",
auf Wangen und Doppelkinn
wuchert ein zotteliger Bart,
ein strenger Körpergeruch
geht von dem Mann aus,
seine nackten Schweißfüße
stecken in Ledersandalen.

Auf wackligen Beinen stakst er daher,
watschelt beim Gehen wie eine Ente,
rudert bei jedem Schritt mit den Armen,
um das Gleichgewicht zu halten.

Sein Gesicht beginnt zu strahlen,
er breitet seine Arme aus,
seine Gespielin kommt auf ihn zu,
genießt sichtlich seine Umarmung,
schmiegt sich eng an ihn,
seine Hände, groß wie Bärenpranken,
streicheln sanft ihren Rücken,
nach langer Trennung liegen sie sich
weinend und beglückt in den Armen -
die junge Frau ist strahlend schön
und sie liebt einzig diesen Mann
mit jeder Faser ihres Herzens -
sie sind füreinander bestimmt,
wollen für immer zusammenbleiben.

Informationen zum Gedicht: Wo die Liebe hinfällt

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19.07.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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