Missglückte Dichtkunst eines Schneiders
Er kleidete seine Worte in Pathos,
plauderte dabei aus dem Nähkästchen,
setzte provozierende Nadelstiche,
neigte zu maßlosen Übertreibungen
und stichelte nach Strich und Faden,
zerschnitt so manches Tischtuch -
einschneidende Veränderungen
glaubte er somit in Gang zu setzen,
fühlte sich jedoch bei jeglicher Kritik
heftig am Schlafittchen gepackt
und auf den Schlips getreten,
sprang nicht selten aus dem Anzug,
wenn man ihn in eine Zwangsjacke
der Ethik und Moral stecken wollte,
die Rolle eines Poeten war ihm
keinesfalls auf den Leib geschneidert -
die erlittene Schmach konnte er
nicht aus den Kleidern schütteln,
zerknirscht gab er das Dichten auf
und hoffte inständig, dass sich
der Mantel des Schweigens über
seinen künstlerischen Fauxpas
möglichst bald breiten werden,
nur so wäre er aus dem Schneider.