Gewaltiger Tumult im Freudenhaus
Parodie "Das Lied von der Glocke" (Friedrich Schiller)
Ein Mann besucht in Abwesenheit seiner Gattin, die angeblich ihren Urlaub mit einer Freundin in Italien verbringt, ein Freudenhaus im Herzen einer Großstadt.
Sie jedoch hat sich im Geheimen mit ihrem Körper der käuflichen Liebe verschrieben.
Als er in der Rolle eines Freiers unverhofft auf seine Frau, in der Rolle einer Dirne trifft,
fällt er aus allen Wolken und die Sicherungen brennen ihm durch.
Der Hanrei ist entsetzt, sich ballen
die Fäuste, das Schicksal trifft ihn schwer,
er wütet in den heilgen Hallen,
dort Sittenwächter ziehn umher,
zerren an seinen "Glockensträngen"
der Schrei des Mannes heulend schallt,
die Wächter ihn erst recht bedrängen,
Dirnen fordern auf zu mehr Gewalt,
werden zu wilden Hyänen
und treiben mit eiskaltem Herz
mit dem Mann ihren üblen Scherz,
schießen mit gefletschten Zähnen
verbale Giftpfeile in sein Herz,
nichts ist ihnen heilig, es lösen
sich die Bande moralischer Scheu,
das Gute räumt den Platz dem Bösen
und alle Laster walten frei.
Der Mann randaliert im Freudenhaus,
speit wie aus offnem Höllenrachen
seinen rasenden Zorn zündend aus;
wo rohe Kräfte sinnlos walten,
gibt,s beim Hauen, Stechen kein Halten,
wer sich vom Zorn nicht kann befrein,
da kann die Wohltat nicht gedeihn.
Gefährlich ist,s den Leu zu wecken,
verderblich ist der "steile Zahn",
doch der schrecklichste aller Schrecken
ist ein "Gehörnter" in seinem Wahn.