Das Schreckgespenst

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Parodie auf Goethes "Erlkönig" (Ballade) -

Wer stolpert so spät durch Nacht und Wind,
es ist der Vater mit seinem Kind,
der Knabe hält ihn fest an der Hand,
am Gelenk Leine, Hundehalsband.

"Mein Sohn, mach kein so böses Gesicht,
ich mach mir Sorgen, siehst du, s denn nicht?
"Vater, auch ich mich sorg um dich sehr,
du trinkst in der Kneipe immer mehr!"

Du spionierst mir nach, lieber Sohn,
dazu sagte ich noch keinen Ton
kreuzt in der Kneipe auf in der Nacht,
mit dem Vater man sowas nicht macht."

"Mein Vater, mein Vater, glaube mir,
aus Sorge um dich bin ich bei dir,
bitte nicht deine Nerven verlier,
brülle, schimpfe nicht nachts um halb vier."

"Geh, feiner Knabe, mit mir jetzt heim,
wir woll,n einander nicht böse sein
Vater und Sohn sind wir nach wie vor,
du hast Recht, manchmal bin ich ein Tor."

"Vater, mein Vater, siehst du nicht dort
die Schnapsleiche am düsteren Ort?
"Mein Sohn, mein Sohn, ich seh,s nicht genau,
um mich herum ist,s dunkel und grau."

Die Schnapsleiche wird zum Schreckgespenst
"Mein Sohn, am besten du schnell wegrennst,
ich werde das Gespenst abwehren,
ihm gehörig das Fürchten lehren."

Der Sohn nimmt die Beine in die Hand,
Leine strafft sich am Hundehalsband,
sein Vater stolpert hinter ihm her,
bald darauf gibt,s den Vater nicht mehr.

Er liegt als Leiche am düstren Ort,
war es ein Unfall oder ein Mord?
Das Schreckgespenst, es zieht sich zurück,
der verängstigte Sohn lebt zum Glück!

Informationen zum Gedicht: Das Schreckgespenst

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31.10.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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