Alles selbstverständlich!
- Fiktion -
Sie hatte sich ihr Leben lang
für andere aufgeopfert,
Verzicht geleistet, ohne zu klagen.
Für ihre Kinder sparte sie sich
das Geld vom Munde ab.
Ungezählte Überstunden
waren an der Tagesordnung.
Im Laufe entbehrungsreicher Jahre
hatte sie sich den Buckel
krumm gearbeitet.
Sie wurde alt, krank, hinfällig,
lebte vereinsamt in Armut.
Ihre Kinder, inzwischen
allesamt gut situiert,
ließen ihre bedürftige Mutter,
die früh zur Witwe wurde,
schmählich im Stich.
Sie brachen von sich aus
schon vor vielen Jahren
jeglichen Kontakt zu ihr ab,
weil sie sich ihrer schämten.
Die vom Schicksal gezeichnete,
verhärmte, abgearbeitet Frau,
die sie nicht einmal mehr
"Mutter" nannten,
passte einfach nicht in ihr Bild
einer "Heilen Glitzerwelt".
Ihre Totenasche wurde anonym
auf einem Gräberfeld beigesetzt.