Urteilen
Ein Gedicht von
Horst Rehmann
Ein Mensch ist gut, ein Andrer schlecht,
keiner soll darüber richten,
es wäre besser und gerecht,
auf solch Reden zu verzichten.
Hatte er Einfluss, Macht und Geld,
dann hat fast jeder ihn gekannt,
und geht er dann von dieser Welt,
wird stets das Gute nur genannt.
Doch wenn ein Unbekannter stirbt,
gibt’s weder Trauer noch Gebet,
weil so etwas den Tag verdirbt,
und auch kein Hahn mehr nach ihm kräht.
Ob arm, ob reich, ob gut, ob schlecht,
jeder hat ein Recht auf Leben,
vor-urteilen ist nicht gerecht,
denn meistens liegt man – daneben.
© Horst Rehmann