Tattergreis
Ein Gedicht von
Horst Rehmann
Um mich korrekt zu beschreiben,
werde ich hier ehrlich bleiben,
mich nicht ins Abseits bewegen,
alles - wie folgt - klar darlegen.
Figürlich würde ich sagen,
gibt’s überhaupt nichts zu klagen,
mein Charakter ist makellos,
und meine Herzenswärme groß.
Mein Betragen ist äußerst gut,
wenn es sein muss, zeige ich Mut,
auch meine Haut ist noch famos,
und mein Gebiss ganz lückenlos.
Ich kämme noch mein volles Haar,
und meine Augen sehen klar,
nichts Schlechtes ist zu entdecken,
außer, zwei Geheimratsecken. ---
Gern würde ich mich noch so seh´n,
und aufrecht vor dem Spiegel steh´n,
doch bei rechtem Licht betrachtet,
hab die Wahrheit ich - missachtet.
Denn vieles an mir ist derweil,
jetzt im Alter - das Gegenteil,
ich trag ´ne Brille, hab Falten,
und Zähne, die kaum noch halten.
Die Gelenke – abgerieben,
mein Charakter - ist geblieben,
jetzt fahr ich Richtung Abstellgleis,
und bin schon bald – ein Tattergreis.
© Horst Rehmann