Beim Handleser
Ein Gedicht von
Horst Rehmann
Jeder ist schon mal da gewesen,
bei Dem, der aus der Hand kann lesen,
auch ich hab es vor Jahren gewagt,
hab einem Handleser zugesagt.
In seinem Raum brannte Kerzenlicht,
deshalb sah ich sein Gesicht auch nicht,
er raunte leis: „Ich sei vergeben“.
Es stimmte, er lag nicht daneben.
Dann sprach er von meiner reichen Frau,
sie war nie reich, ich weiß es genau,
und viele Kinder hätte ich auch -,
sie hatte nie, einen dicken Bauch.
Er sprach: „Sie waren noch niemals krank“.
Ich lag im Krankenhaus, wochenlang.
Aus dem Herrn kam nur Gutes heraus,
Schlechtes ließ er wohl absichtlich aus.
Vielleicht wusste er ja auch Bescheid,
und ich tat ihm nur ein wenig leid.
Bei solch einem Honorar, oh nein,
fall ich auf Handleser - nicht mehr rein.
© Horst Rehmann