Was mir Großmutter erzählte
Ein Gedicht von
Horst Hesche
Mohren an der Mettau
Sonntag zu „Maria's Namen“ 1823
[Der leibhaftige Satan im Dorfe?
Zwei Dörfer (Ober- und Niedermohren) suchen gemeinsam Hilfe]
Aus längst vergangener Zeit gibt es zuverlässige Berichte
über eine sehr interessante, wahre Geschichte.
Diese Zeilen gehören nicht zu den Märchen und Sagen.
Es hat sich tatsächlich so zugetragen.
Es war an einem sonnigen Sommertag
als der schöne Ort Mohren friedlich in seinem Tale lag.
Die Maht der Bergwiesen wurde vor Tagen beendet.
Frauen hatten schon ein paar mal das duftende Heu gewendet.
Jetzt sollte der Tag der Heuernte sein.
Dazu fanden sich alle Helfer an der Berglehne ein.
Es wurde gearbeitet, gescherzt und gelacht.
Mit einem Ochsengespann wurde das Heufuder in's Tal gebracht.
Es wurde dann schließlich noch eine Pause eingelegt.
Mit frischem Brot und einem Krüglein Milch hat man sich verpflegt.
Es war ausreichend Schweiß geflossen.
Sie haben deshalb die Pause so richtig genossen.
Der Himmel hatte sich mittler Weile etwas bedeckt.
Das hat die Erntehelfer nicht mehr erschreckt.
Plötzlich wurde es aber über dem Berghang auffallend hell.
Eine Feuerkugel tauchte auf mit gleißendem Licht und furchtbar grell.
Schwebend ist der Feuerball den Berghang herunter gekommen.
Er hat sich dabei sogar Zeit genommen.
Er ist dann auf einer Stelle verweilt
und hat sich nicht besonders beeilt.
Manchmal ist er wie ein Ball hoch gesprungen.
Entsetzen und Furcht sind ihm damit gelungen.
Mit einem Satz hat er die Dorfstraße überwunden
und ist dann in Richtung Mettau verschwunden.
Die Entehelfer dort auf dem Hang
sind schadlos geblieben. Gott sei Dank!
War das ein Ereignis der Natur
oder eine Sinnestäuschung nur?
Solch' ein Ereignis war hier niemandem bekannt.
Es stammte offensichtlich nicht von Menschenhand!
Alle haben sich bekreuzigt und an Gott gewendet,
damit diese Erscheinung nicht noch im Unheil endet.
Diese Nachricht verbreitete sich schnell unter den Mohrener Leuten,
so ein Ereignis konnte nichts Gutes bedeuten.
Bei vorgehaltener Hand wurde es ausgesprochen,
es hätte am Hang sogar nach Pech und Schwefel gerochen.
Langsam ging's im Dorfe umher:
„Das war der leibhaftige Luzifer!“
Man hatte entsetzliche Angst vor dem Bösen.
Alles Leben wäre im Dorfe gefährdet gewesen.
Diese schreckliche Kunde
war dann auch in der Schölzerei-Schenke in aller Munde.
Dort wurde dann der Beschluss angenommen,
dass alle Mohrener am Fuße des Berghangs zusammen kommen.
Ein schweres Holzkreuz wurde an der Wiese dort aufgestellt
als Zeichen der Liebe zu Gott auf dieser Welt.
Es war Sonntag zu „Maria's Namen“
als alle zum gemeinsamen Gebet am Fuße des Berghangs zusammen kamen.
Die Betenden haben sich dann zur Prozession formiert,
die hat den Berghang hinauf geführt.
Der Pfarrer aus Wekelsdorf gab der Prozession das Geleit.
Mit Wasser aus Albendorf hat er zuvor das Kreuz geweiht.
Die Jugend hat das Kreuz in ihre Mitte genommen,
so hat man den Berg Schritt für Schritt betend erklommen.
Auch an die Älteren hat man gedacht
und öfters einmal Rast gemacht.
Hier am Berg in unserem christlichen Land
hat sich der Priester wiederholt an Gott gewandt.
„Oh, Herr, himmlischer Vater!
Sei mit uns! Nimm uns an Deine Hand!
Bewahre vor dem Bösen unsere Kinder,
unser Heim und unser Land!
Möge Dein Rat uns immer leiten,
Deine Liebe und Fürsorge uns stets begleiten!
Hilf uns in unser Unvollkommenheit,
bei Krankheit, Behinderung, im Alter und bei Einsamkeit!
Beschütze uns vor Kriegen, Gewalt und Leid,
Willkür, Entrechtung und Ungerechtigkeit!
Deine Vorsätze mögen uns immer Orientierung geben
für alle Tage unseres irdischen Leben.
Oh, Herr!
Der Gedanke an Jesus Christus lässt uns nicht ruh'n.
Auch wir wollen am Menschen nur Gutes tun!
Lieber Herrgott, wir beten füreinander und miteinander zu Dir.
Dir gebührt unser Gehorsam! Das bezeugen wir!
Amen“.
Darauf folgte in tiefer Dankbarkeit
das schönste Gebet der Christenheit:
„Vater unser, der Du bist im Himmel,
geheiligt werde Dein Name ….“
Alt und Jung haben diesen Weg nicht gescheut.
Dieser Tag war Gottes Sohn und seiner Mutter Maria geweiht.
In Würde ist die Prozession den Berg hoch geschritten.
Man ist öfters verharrt um Gott für Beistand und Hilfe zu bitten.
Oben am Hang, auf freiem Feld
wurde das Kreuz dann fest aufgestellt.
Tiefe Ergriffenheit erfüllte die Bürger von Mohren
Neue Kraft wurde aus dem Glauben an Gott geboren.
Er hat sie von Furcht und Angst befreit.
Sie waren jetzt erfüllt vom Geist der Dankbarkeit.
Die Gebete der Menschen haben ihre Herzen gerührt.
Sie haben danach mehr Nähe, mehr Herzlichkeit
und Vertrauen zu einander verspürt.
Für die Mohrener galt fortan immer Gottes Gebot:
„Leiste Hilfe, zeig Verständnis für andere Menschen in der Not!“
Nach dem Willen Gottes gilt jederzeit:
„Lebe mit Anstand, christlicher Moral und zeige immer Menschlichkeit! „
Ein herrlicher Blick tat sich von hier oben auf.
Saubere Häuschen und gepflegte Höfe schauten herauf.
Der schöne Ort an der Mettau lag allen zu Füßen.
Umrahmt von Bergen, Feldern und Wäldern ließ Mohren seine Einwohner grüßen.
Bergab ging's mit Gesang,
der heiligen Maria zu ewigen Dank.
Unten an der Straße wurden alle herzlich in Empfang genommen.
Dazu war extra die Politzer Blaskapelle hergekommen.
Der Dorfschulze hat jetzt die Truppe angeführt.
Mit böhm'scher Blasmusik sind die Mohrener
im forschen Schritt durch's Dorf maschiert.
An der Schölzerei-Schenke wurde Halt gemacht.
Hier wurde gesungen und getanzt bis spät in die Nacht.
Der Pfarrer aus Wekelsdorf wurde natürlich nicht vergessen.
Der bekam seine maß Bier und ein deftiges Essen.
Vierzehn Kreuze standen schließlich dort am Hang
Jesus Christus zum ewigen Dank!
Sie wurden später sogar aus Sandstein geschlagen
für Generationen um Gottes Sohn Dank zu sagen.
Dieses wunderbare Fest wurde bereits nach einem Jahre schon
im schönen Mohren zur christlichen Tradition.
So hat der Kreuzweg immer Gutes bewogen,
hat die Mohrener zu anständigen Menschen und christlicher Kultur erzogen.
p.s. / Bei der Feuerkugel handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine sehr seltene meteorologische Erscheinung
- um einen Kugelblitz.
Mohren (Niedermohren = tschechisch Dedov und Obermohren = tschechisch Javor
befinden sich unweit, südlich von Wekelsdorf , dem heutigen Teplice nad Metuji,sehr bekannt in Verbindung mit Adersbach (tschechisch Adrspach) durch die
berühmten Wekelsdorf-Adersbacher Felsen (Adrspasko-Teplicke Skaly)