Mein Ötzi
Ein Gedicht von
Horst Hesche
Der Ötzi, das, was einmal mein Gatte war,
hat eben immer mal gerne einen getrunken.
Er war danach nicht mehr ganz im Kopfe klar,
verführt und verleitet von verfluchten Halunken.
Ich habe dann lieber die ganze Nacht
in meinem alten Gartenhäusel verbracht.
Der Götzi hatte nämlich eine recht lange Hand,
die hat er mir dann meistens auf meine Backe gebrannt.
Eines Nachts kam er dann wieder wankend nach Haus,
konnt kaum noch gehen, war hackevoll,
sah dazu gar nicht besonders gut aus,
wurde fuchsteufelswild und vor Ärger ganz toll.
Er hatte die Stille im Haus nicht vertragen
und die Glastür zur Stube mit dem Hintern zerschlagen,
den zerschnittenen, blutenden Hintern verflucht
und eiligst im Medizinschrank nach Wundpflastern gesucht.
Erst morgens hab ich es gewagt, ins Haus zu gehn.
Der ganze Flur voller Splitter und Scherben.
Der große Spiegel verschmiert und mit Wundpflaster versehn.
Ich ging zu ihm auf Gedeih und Verderben.
Mein Jesu!
Er hatte im Suff die Schnittwunden nicht am Hintern behandelt,
sondern sein Konterfei im Spiegel mit Pflastern verschandelt!
Du lieber Gott!
Verzeih meinem Ötzi all sein Tun!
Lass ihn in Frieden jetzt ewig ruhn!