Der "Schwarze See"
Ein Gedicht von
Horst Hesche
(Ballade)
Wo goldiggelb auf weiter Flur der Raps erblüht,
Getreidehalme sich im Winde wogen,
der Klatschmohn Feld und Rain ganz purpurrot erglüht,
ein Land mit Küste, Wind und Regenbogen,
dort standen einst, vor langer Zeit das Dorfkirchlein
und nebenan ein Haus, gebaut aus Feldstein,
das Heim von Priester Benedictus Häberlein.
Er wollte Helfer aller Gläubigen sein.
Der Pater Bene nahm den Glauben nicht genau.
Sein Gott hat diesen Umstand schnell erkannt.
Er hatte eine Liebschaft mit der Müllersfrau
und Gott hat Priester Bene bald verdammt.
Die Reise hatte er sich anders vorgestellt.
Das alte Kirchlein samt dem Pfarrerhaus,
sie fuhren stracks hinunter in die Unterwelt,
versanken tief in Schlamm und Schlick - oh Graus!
Es goss und blitzte, stürmte scheußlich über Nacht.
Verschwunden war das Kirchlein samt dem Haus.
Ein Wolkenbruch hat letzten Endes Schluss gemacht.
Die Kirchturmspitze schaute nur noch raus.
Die Müllersfrau ward oft am Hange dort geseh'n.
Ein kleines Kind sprang lachend vor ihr her.
Es ließ sein blondes Haar im Winde lustig weh'n.
Wie schön wär es, wenn Bene noch hier wär.
Der Riesenkrater wurde bald zum "Schwarzen See".
Der Sage nach, erklang bei Sturm die Glocke.
Gar grausig ist der Ort. Ihn meiden Hirsch und Reh.
Ein Rabe sei's, der hierher Geister locke.
Der Blick der Müllersfrau verharrte über'm See.
Verlor'nes Leben, entbehrtes Liebesglück.
Das schmerzte jahrelang, tat immer noch ganz weh.
Gott gab ihr den Freund und Vater nie zurück.
Ganz still ruht jetzt der See. Fern sind jene Tage.
Vergessen ist die interessante Sage.