Arm aber tugendhaft
Ein Gedicht von
Heidi Geiberger
Ein Fernsehapparat ist mir geblieben
- der Kuckuck darauf ist die Nummer sieben –
ich brauche ihn zum Reisen in die Welt,
zum Selbstverreisen habe ich kein Geld.
Er ist für mich das Tor zu allem Schönen,
man sieht auch wie die Reichen sich verwöhnen,
bei ihrem Anblick fühl’ ich mich noch ärmer,
ach wäre doch ihr Herz ein bisschen wärmer.
All überall, da gibt es Superreiche
durch Aktien, Fonds, durch Öl so wie Scheiche,
in Russland nennt man sie die neuen Zaren,
sie schauen zu, wie sehr die andern sparen.
Ganz gleich, wohin ich zappe in der Welt,
es dreht sich alles nur ums liebe Geld,
die einen haben’s und die andern nicht,
das ist doch kein Soziales Gleichgewicht.
Wie wär’s, wenn man sich illegal beteiligt,
wo doch auch sonst der Zweck die Mittel heiligt?
Die Tugend hält mich fest in ihrem Bann,
obwohl ich sie mir fast nicht leisten kann.