Am Anfang war das Wort.
Ein Gedicht von
H. Aemmerli
Am Anfang war das Wort. (Joh. 1,1)
Früheste Zeit:
Das wurde dann
zu Sätzen, zu Phrasen.
Die Sprache entstand.
Der ‘Homo sapiens’ begann
zu kommunizieren, zu plaudern.
Die nächste Stufe der Evolution:
Die Höhlenbewohner zaubern
Striche, Zeichen und Formen
an die Wände ihrer Behausung.
Die Schrift wurde geboren.
Ein Geschenk für die Menschheit.
Eine Gabe von ganz oben.
Frühzeit:
Sumer, Babylonier, Syrer
kannten die Schrift schon.
In den Pyramiden zu finden
sind Hieroglyphen des Pharao.
Die in Stein Gesetzen
zehn Gebote Gottes,
wurden kaum gelesen,
kläglich zerbrochen.
Auf die Steine über den Gruften
es die Kelten meisselten.
Was Griechen und Römer schufen,
uns noch heute begeistert.
Frühes Mittelalter:
Schriftgelehrte und Pharisäer
Kannten die Kunst der Schrift.
Bei den alten Mitteleuropäer,
bei uns, lief eher nichts.
Doch, auf Leder aus Kuhhaut
wurden von Mönchen
die Buchstaben ‘gebaut’.
Das waren grosse Könner.
Die Bibel wird immer
und wieder, flüssig, flott,
niedergeschrieben.
Mit dem Segen von Gott.
Die Pergament-Papiere brachten
den nächsten Schritt
des Buchstaben ‘malen’.
Der Bundesbrief wurde ein Hit.
Etwas auf das Papier zu brüten,
für immer und ewig,
wird mit den schwarzen Brühen,
genannt Tinte, weniger schwierig.
Mittelalter:
Dann kam, was in Europa
die bestehende Ordnung
durcheinander brachte.
Die Reformation.
Martin Luther, war nicht dumm,
sondern sehr klug,
er übersetze das biblische Buch. Schmiss in der Wut
das Tintenglas an den Kopf des Teufels.
Hus, Luther, Calvin, Zwingli
haben die Weltortung erneuert,
brachen die Allmacht der Kirche.
In Mainz gab es ein Mann:
Johannes Gutenberg, mit Namen.
Der, sehr clever, erfand
ein revolutionäres Verfahren.
In Blei gegossene Buchstaben
sind es, die das Kopieren
der Schriften übernommen.
Der Bibeln gibts deren viele.
in jedem Haus ist eine Solche.
Der Buchdruck lanciert
eine neue Epoche.
Mal sehen, was aus der wird.
Neuzeit:
Jetzt begann die Zeit der Dichter,
der grossen Poeten und Schreiber
Goethe, Shakespeare, Tolstoi, Schiller
Rilke, Hülshoff, Mörike und so weiter.
Die x-tausend anderen zu nennen
würde den Rahmen
des Gedichtes bei weitem sprengen.
Es gab die Arten
der anderen, die quer dachten:
Twain, Brecht, Kästner Tucholsky.
So verscheiden sind Literaten
und, ganz, klar, auch ich.
Neueste Zeit:
Die Druckerpresse presst noch etwas
anderes als schöne Literatur.
Sie druckt auch jetzt das.
was täglich die Welt überflutet:
die Zeitungen. Blätter, Magazine
Die werden gelesen wie wild.
Sei es NZZ, Herald Tribune,
Tages Anzeiger, Blick, Bild,
Prawda. la Stampa, Frankfurter Allgemeine.
An die Nicht-Genannten: Verzeihen sie mir.
Nicht viele Namen passen in die Reime.
Alle aufzuzählen liegt ganz einfach nicht drin.
Noch neuere Zeit:
Es kam die technische Revolution.
Elektronik übernimmt das Zepter.
Rundfunk, Kino, Television,
bringen die Welt aus alten Konzepten.
Bücher sind ‘out'.
Live Shots, online Fotos, Videoclips,
ist das, was heut ‘haut’.
‘Gechattet’, ‘gedealt’, ‘gechased’ sind der Hit.
Deutsch wird überflüssig.
Selbst in den Medien wird
auf Halb-Angelsächsisch
gesprochen und moderiert.
Verstärkt wird diese Tendenz
durch das was noch kam: das Web.
Das weltweite, frei zugängige Netz
wird veränderten unsere Welt,
wie wohl nie etwas zuvor.
Du glaubst dies nicht?
Dann bist du hinter dem Mond.
Bleib besser dort wo du bist.
Dann bleibst du verschont
von Apple, Android, Microsoft,
Facebook, Google und so on.
Was im Netz ist doch oft doof.
Wie wär’s jetzt, nach dieser langen Ballade,
sich zu setzten, sich zu erholen?
Diese Verse haben dir den Atem verschlagen.
Für etwas später wird empfohlen.
ein Buch zu lesen.
Von welchem Phantasten?
Über welche Thesen?
Das wird dir überlassen.
Aus dem Wort, das zuerst da war
wurde es zu einem ‘Bericht’.
Wie wär’s mit einem Kommentar
zu diesem Gedicht?