Der Kleine und die Frage nach der Zeit

Ein Gedicht von Daniela Greißl
Die Uhr tickt und tickt,
jede volle Stunde ein Laut,
so dass jeder erschrickt
und einmal aufschaut.

"Was ist schon eine Stunde?",
fragte der Kleine in die Runde.
Ein alter Herr trat hervor:
"Eine Stunde? Jede Stunde ist wie ein Tor.
Du gehst einmal hindurch,
ob mit oder ohne Ehrfurcht.
Das Tor schließt sich darauf
und du kommst dort nie mehr raus."

Der Kleine blickte auf die Uhr:
"Ich habe 5 Minuten nur..."
Eine alte Dame antwortete gleich,
ihre Haut ganz knittrig und bleich:
"Mein Sohn, geschenkt sei dir jede Sekunde
und eine Stunde sehe wie eine Wunde,
schaue zurück und stelle fest
was nur eine Sekunde in einer Stunde hinterlässt."

Der Kleine blickte erneut auf die Uhr:
"Was soll ich tun, nur?"
Der Alte begann erneut zu reden:
"Du sollst die Zeit nicht mit den Füßen treten,
denn sie ist ein wertvolles Gut
von dem man auch nicht mehr bekommt bei großem Mut..."

Der Kleine verstand,
verlies die Runde und verschwand,
lief gemütlich durch die Heid',
nicht schnell und auch nicht weit,
genoss jede Sekunde von seinem Leben,
doch dadurch wurd' ihm auch nicht mehr gegeben...

Informationen zum Gedicht: Der Kleine und die Frage nach der Zeit

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03.10.2012
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