Do it yourself
… Ein Mensch will einen Teppich legen
des Nutzens und der Schönheit wegen.
Der alte ist total zerfleddert,
verfärbt, verrutscht, verknautscht, verheddert.
… „Do it yourself“ pflegt er zu sagen,
wer etwas will, muss etwas wagen.
“Es spart sich Ärger, Zeit und Geld,
wer keine Handwerker bestellt“.
Es schleicht sich, sagt man, wie allein,
auch ein Erfolgserlebnis ein,
das den, der Müh und Schweiß nicht scheut,
entschädigt, anspornt und erfreut.
… Die Axt erspart den Zimmermann,
besonders, wenn man zimmern kann,
und ob man´s kann, erfährt man nie
allein durch pure Theorie;
Natürlich liegt da irgendwo
auch ein gewisses Risiko.
Das heißt, Skrupel herunterschlucken
und dreimal in die Hände spucken!
… Allmählich fängt er richtig Feuer:
Heimwerkerei als Abenteuer.
Und irgendwie wird´s ihm schon glücken.
Er säbelt an den Teppichstücken,
damit die Riesenteppichmassen
im Einzelnen zusammenpassen.
Zum Glück hat er ein scharfes Messer,
je schärfer, logisch!, umso besser.
Er schneidet, glättet, klebt und drückt,
er steht teils aufrecht, teils gebückt,
er plant und fummelt, schwitzt und bangt
und sieht sich schon ans Ziel gelangt.
Er freut sich und macht Zukunftspläne,
und eitel Freude ist die Szene.
… Je mehr er fort- und vorwärtsschreitet,
wird er von Wohlgefühl begleitet.
Mit Herz und Hand ist er dabei.
Da plötzlich schrillt ein Schreckensschrei.
Blut rieselt hier und spritzt nach da.
Der Mensch ist einer Ohnmacht nah.
Am Boden liegt die Fingerkuppe
als Zusatz für die Erbsensuppe,
sofern er nicht zum Doktor geht,
der alles fein zusammennäht,
so dass er sich auf diese Art
sein Fingerspitzgefühl bewahrt.
Das dunkle, rote, warme Blut
schürt heißen Schmerz und kalte Wut,
doch Einsicht kommt, wie´s oft so geht,
sofern sie kommt, auch hier zu spät.
… Der Mensch, Verlierer und nicht Sieger,
ist wenigstens ein bisschen klüger:
Ein Stück des Fingers ist entfernt,
jedoch er hat dazugelernt.
Zuweilen wird er ja erst schlauer
durch Schreck, Verluste, Schmerz und Trauer.