Das Glas.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Das Glas
ist nicht mehr halb voll, man sieht schon den Grund,
wir sind betagt, gottlob noch gesund,
so gesund, dass wir das Leben genießen vital,
noch motiviert, eigenständig und sozial.
Unsere Kinder halten uns am Bewegen,
sie mischen uns auf, sie laden uns ein,
„For ever young“ ist ihr Bestreben
Gott, lass es noch nicht anders sein.
Die Zeit verrinnt wie der Sand in der Uhr.
Wir bewegen den Geist,
sind dennoch nur
wie das welke Laub in der Natur.
„Lauf der Zeit“, wie es schön heißt.
Wir kämpfen dagegen,
wir rätseln und lösen und hören Kultur.
Wir spielen Schach, damit sich die müden Hirnzellen regen.
Anscheinend reime ich von morgens bis abends nur.
Und ist das Glas fast leer?
Man lässt es so stehen, zögert hinaus den Rest
und trinkt es erst, bis es sich nicht mehr vermeiden lässt.
Denn, fragt man nicht mehr nach dem Lebenssinn,
trinkt man es aus, bis nichts mehr drin.
CBi.

Informationen zum Gedicht: Das Glas.

500 mal gelesen
6
24.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige