Melancholie im Herbst
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Wie manche junge Liebe, instabil und unbeständig:
So launisch kommt der Herbst daher im hohen Norden.
Der sanfte Sonnenwind wird streckenweise zum Orkan.
Du fragst: Was ist aus all dem Sommerglück geworden …?
Ich weiß es nicht, mein Lieb – und fang von vorne an.
Herbstregen fällt, auch kleine Frösche werden älter.
Ich wandere durch die menschenleeren Gassen.
Mir fehlt nichts; ich bin nur betrübt und suche dein Gesicht.
Nun ist es kalt, mein Lieb, wart 's ab, es wird noch kälter.
Am Ende einer langen Hafenstraße blüht ein Fensterlicht.
Der Nebel eilt herbei, lässt seine grauen Blicke schweifen.
Nun rieseln Blätter von den Bäumen, nirgendwo ein Schatten.
Und kalte Sterne sehn auf mich herab vom hohen Himmelszelt.
Das halbherzige Glück, wie lieb wir es doch damals hatten;
mein Herz weint; ich bin längst nicht mehr von dieser Welt.
Ein Vogel, dessen Namen ich nicht weiß, singt leis im Park.
Der Herbst bringt Halloween und riesengroße Kürbisköpfe.
Ein Eichhörnchen hüpft zaghaft durch das graue Nebelnetz.
Mir will ein Lied nicht aus dem Sinn, daraus ich Hoffnung schöpfe.
Ach, leicht kann es geschehn, dass man den anderen verletzt.