Jubel
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Wer hat dich geschickt,
Aphrodite, zu wandeln über
unsere Wiesen zum Wasser?
Nun tanze ich barfuß am Ufer
des Flusses, küsse vor Freude
das von Sonne und
Regen verwitterte Holz:
Gatter und Zäune.
Wo Aphrodite gewandelt,
sind auferstanden die aus
Marias Tränen wuchsen:
Gänseblümchen …
Dem Passagierschiff nah am Ufer will ich winken -
zujubeln dem Fremden an der Reling,
der meinen weiß-roten Leuchtturm ins Visier
genommen hat und von ferne lächelt ...
Auf dem grauen Wasser der Elbe tanzen
Sterne aus Sonnenlicht, funkeln wie Diamanten.
Gänseblümchen, Sterne der Wiesen, flüstern:
Unsere Zeit ist gekommen ...
Silben aus Eis liegen mir noch
unter der Zunge, sie schmelzen
dahin wie der Winter.
Ich flechte Geschmeide aus
Marias taufrischen Tränen
und schmücke damit die
Nacken der jungen Kälber.
Eines fährt mir mit rauer
Zunge übers Gesicht:
Da muss ich niesen,
lachen und weinen -
vor lauter Glück.