Frühling, wie du uns zum Leben erweckst!
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
O Frühling, wie du uns zum Leben erweckst:
Knospe um Knospe treibst du voran,
wirfst deine Netze ins Meer, dass die
Fische springen, ruderst die Sonnenkähne
an Land und wir vertrauen wieder den
Wellen unserer Gefühle und atmen ...
den Hauch neuen Aufbruchs; Grünes
strebt himmelwärts, Steine öffnen ihr
Herz, rosiger leuchten die Morgen.
Am Fenster zeigt sich die Traumgestalt: Puck,
und wir lassen uns in die Wälder entführen,
darin das Dunkel schwindet wie ein Geschmeide
in den Hosentaschen gieriger Räuber.
Baum um Baum, so kehren wir zurück
aus der Gruft des Winters.
In wunden Kehlen schmilzt der letzte Kloß
und verschüttet geglaubte Gefühle finden
den Weg über unsere Lippen; Sehnsüchte,
auf Eis gelegt, glauben wieder … an Auferstehung.
Die fröhliche Weisheit Liebender durchbricht
göttliche Trauer; Uranias Stab weist uns
neue Sterne am Himmelszelt.
Frühlingswind blättert im Buch des Lebens:
Per Post werden Küsse versandt, Frauen lassen
ihr Haar wehen, gelöst sind die Knoten der Welt.
Das Karussell dreht sich – viel zu schnell … wir jedoch,
ungeduldig wie junge Kälber, sehnen längst den Wechsel
herbei – die Vollendung allen Lebens in unseren Seelen:
O Sommer, wann kommst du geschneit?