Ach, wie lieb …
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Ach, wie lieb schien doch der Frühling heute in mein Fenster.
Ich begrüsste ihn mit Freuden und bedauerte, dass ich so müde war.
„Lieber Frühling“, sagte ich, „muss erst 'ne kleine Runde schlafen“,
andernfalls seh' ich am Abend lila Mäuse und Gespenster.
„Kommst du später raus?“, schien er zu fragen …
Und ich nickte ernsthaft und ergeben,
wollte gar zu gern den Frühling noch erleben
und paar müde Schritte hin zum Hafen wagen.
Schlief dann ein auf meinem schwarzen Kanapee,
fand mich bald in abenteuerlichen wilden Träumen -
bis ein Sonnenstrahl mich kitzelte am kleinen großen Zeh
und mich rettete aus fremden dunklen Räumen.
Doch statt zu erquicken, hatte mich der Schlaf verdrossen.
Frühling lachte nach wie vor und lockte wild.
Wolken trieben auf dem Himmelsblau diverse Possen,
Lüfte wehten durch das offne Fenster engelsmild.
„Nein, ich schaffe es heute gar nimmer“,
sagte ich bekümmert und ganz leise vor mich hin.
Augenblicklich ward es kalt und dunkel mir im Zimmer:
Frühling strich die Segel - vor der kleinen Träumerin.