Sortieren nach:

Gedichte zur Unterhaltung - Seite 9


Anzeige


Falken im Blau

Falken im Blau


Lass die Falken ziehn

und die Vögel fliegen,

(hoch) in den Himmel hinan

und frei davon ...

Bis sie sich im ewigen Blau verlieren(,)

und kein rufen und sehnen kann sie mehr erreichen -

Spürst du die Freiheit unter deinen Flügeln?

Hörst du das Rauschen des Nichts, das deine Schwingen umgibt?

Doch hier oben ist alles möglich.

Lass uns uns im ewigen Blau verlieren,

und nicht mehr zur Erde zurückkehren.

Lass uns die Freiheit ergreifen.

Wie ein Turmfalke

blicke ich auf die Welt hinab,

und meine Augen aus Bernstein

sehen selbst die kleinste Bewegung;

doch dort unten sind nur leere Herzen.

Hier oben im Blau

sind wir frei von der Schwere

und dem ewigen Versagen;

hier oben ist alles anders.

Hier gibt es nur uns beide.

Ich blicke dich an,

und meine Augen aus Bernstein sprechen alles,

während deine Augen aus Kupfer zur Antwort blitzen ...

weit unten, von Nebeln verhüllt,



sehe ich unser anderes Selbst.

Mit einem rauen Schrei steigst du auf,

als unter uns eine schmale Taube vorbeiflattert ...;

ihr Gefieder schimmert weiß,

perlend vom Tau in der Morgensonne ...

- Zeichen der Unschuld.

Deine scharfen Krallen schrammen über die weißen Federn,

(ein dünnes Rot hinterlassend),

und die erschreckte Taube taumelt weiter,

- nur so wenige Flügelschläge noch ...

Doch ich schreie,

- wie von Angst oder Schmerz,



als müsste ich deine Krallen in meiner Seele spüren ... -

Hast du unsere Welt vergessen?

Wie auch wir unter Schmerzen gelitten haben? -

Und ich weiß, du verstehst mich nicht,

spüre die Frage deiner Augen,

- doch deine Klauen lassen die Taube ziehn ...

Weißt du noch um jene andere Welt dort unten?

Und wie mit Staunen betrachte ich die beiden Falken fliegen

- bis sie sich im Blau verlieren.



25.10.16
Text copyright Lilly Lime
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Der Entertainer

Das Licht geht plötzlich aus
Nur ein Scheinwerfer leuchtet noch
Ein Mann tritt auf die Bühne heraus
Und das Licht scheint zu ihm hoch
Es erklingt tosender Applaus
Er hebt und senkt seine Hand
Und die Ruhe herrscht im Haus
Bis zum hintersten Rand

Er beginnt mit seinem Spiel
Zuerst singt er mit viel Gefühl
Danach wird er jedoch kühl
Er verstummt und bleibt still
Das Publikum ist in seinem Bann
Und fragt sich irgendwann
Was ist los mit diesem Mann
Dann lacht er sie alle an

Den Text hat er vergessen
Gibt er als Begründung kund
Nun ist er ganz versessen
Fände er den Text in dieser Stund
Er beginnt daraufhin zu erzählen
Was er sonst so vergessen hat
Der Hochzeitstag durfte nicht fehlen
Seine Frau war deswegen sehr rabiat

Er erzählt von weiteren Sachen
Das Publikum muss heiter lachen
Mehr musste er dafür nicht machen
Dann schien etwas zu erwachen
Es war kein weiterer Witz
Es war ein Geistesblitz
Er nimmt sich einen Sitz
Dazu noch einen Dreispitz

Und sein Spiel sollte beginnen
Er spielt drei Rollen zur gleichen Zeit
Es wirkt als wäre er von Sinnen
Spricht er in verschiedenster Dialektheit
Auch dies Stück hat er geschafft
Und das mit großem Bravour
Dann schlägt mit ganz viel Kraft
Die böse Theaterpausenuhr

Das Licht wird wieder erhellt
Worauf mancher gleich hochschnellt
Lauft dann wie ein großer Held
Zum nächsten Toilettenzelt
In der Pause wird sehr viel diskutiert
Mancher Witz nochmal rezitiert
Aber einer hat sich nicht dazu geirrt
Weil er hinter der Bühne herumschwirrt

Es schlägt zum zweiten Mal die Uhr
Das Publikum nimmt wieder Platz
Auf der Bühne ist noch keine Spur
Vom Mann, doch dann der Satz
Das Licht wird herunter gedimmt
Bis auf das, das zur Bühne hochscheint
Das Publikum ist frohen Mutes gestimmt
Was sie allessamt miteinander vereint

Der Mann beginnt einen Monolog
Worauf er sich aufs Lied bezog
Das aus dem Gedächtnis rausflog
Als er es gesanglich vorher pflog
Er hat Angst, es für immer zu verlieren
Deshalb fängt er an zu jonglieren
Um das Gedächtnis zu animieren
Und sich auf den Text zu konzentrieren

Die Bälle, Tücher und Keule fliegen hoch
Er trällert dabei auch noch ein Lied
Leider war es noch das Falsche, jedoch
Schunkelte das Publikum freudig mit
Das Lied ist weiterhin ausgeblieben
So beendete er die Jongliererei
„Hätte ich es doch auf Papier geschrieben“
Beginnt er die Lamentiererei

„Aber Papier ist heuer
Bei dieser hohen Steuer
Einfach viel zu teuer
Sogar für das Feuer
Da wirft man lieber Geld hinein
Für einen wärmenden Feuerschein
Denn das steigert sich von ganz allein
Ist das nicht wunderschön und fein?“

Als Beispiel nimmt er aus dem Portmonee
Einen Zwanziger heraus
Er faltet und erzählt so manchen Schmäh
Und erntet dafür Applaus
Den Schein in ein Kuvert gesteckt
Dieses war natürlich leer
Ein Gast hat dieses gleich gecheckt
Dieses war nicht schwer

Dann macht er konzentrierte Mimik
Reißt das Kuvert in Zwei Stück
Mancher Gast denkt sich welch Unglück
Doch dann zieht er mit viel Geschick
Zwei Zwanziger aus dem Kuvert heraus
Nach einem Schock kommt erneuter Applaus
So wird keiner mehr eine arme Kirchenmaus
Dankend beugt er seinen Körper voraus

Dann schlägt er sich auf die Stirn
Er erinnert sich an den Text von dem Lied
Das vorhin verschwand, aus dem Hirn
Und teilt es gesanglich allen hier mit
Es war noch zur rechten Zeit
Weil das Stück fand nun sein Ende
Er wünsche allen Gesundheit
Und das jeder heil nach Hause fände

So wie der Mann das Lied wieder fand
Wiederkehrte in des Publikumsverstand
Das Leid und Sorgen aus jedem Land
Worauf jeder im Publikum hat erkannt
Es ist schön, wenn man die Sorgen vergisst
Wenn auch nur für eine bestimmte Frist
Ob Komiker, Sänger oder auch Artist
Welch Glück, das mancher Mensch ein Entertainer ist
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige