Wessen Texte les' ich denn?
©Hans Hartmut Karg
2017
Hasskommentare les' ich nicht,
Die Lebenszeit ist mir zu schade.
Ich will nicht Schatten, ich will Licht,
Damit die Muse uns einlade!
Denn jene, die sich nur aufschwingen,
Als wären sie der liebe Gott,
Die uns die Kritiken aufzwingen,
So tun, als wär'n sie polyglott,
Die Leute, diese les' ich nicht,
Denn sie wollen nur Macht ausüben,
Erheben sich zum Wutgericht,
Weil sie nur hassen und nicht lieben.
Sie wollen ja niemals verstehen
Dass jeder etwas leisten kann,
Weil sie sich selbst nur ganz toll sehen
Und leiden oft an Größenwahn!
Ich lese auch nicht jene Dichter,
Die plagiatisch Diebe sind,
Auch nicht Neidhammel, Wildgesichter,
Bei denen nur der Feindbildwind.
Denn Mitdichter sind für sie Beute,
Die keinen Schutz verdienet haben.
Sie jagen so gerne Dichter, Leute,
Weil sie sich an der Bosheit laben.
Ich lese nichts von jenen Leuten,
Die mich persönlich diffamieren,
Die sich an meinem Leid erfreuten,
Denn nichts werden sie tolerieren.
Ich lese gern die Alten, Jungen,
Bei denen manches noch in Gärung,
Die noch mit freier, offener Zunge
Bereichern so die Forenwährung.
Die leben niemals von Feindbildern
Und müssen sich auch nicht einschießen
Auf Hasstiraden mit Kriegsschildern,
Weil sie doch ein Gedicht genießen.
Die Forenethik in den Landen
Ist ihnen vorab eingeboren.
Sie haben immer schon verstanden,
Dass Güte Teil der höchsten Horen.
Gern lese ich viele Gedichte,
Die mir die Dichterforen bieten,
Die feinen, nahen, auch Geschichte –
Für mich gibt es da keine Nieten.
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