Gedichte Über Handy - Seite 15

Moderne Kommunikation

„Kommst Du zu mir oder hol' ich Dich,
Wie weiß ich, wann Du fertig bist?
Haben wir nicht unser Smartphone,
Stell' ich laut den Klingelton?
Nee, das ist alles doch Mist!
Der Klingelton, der ärgert mich!

Denn in dem vollen Wartezimmer
Beim Arzt, da schaut man zu mir her,
Wenn dieses Bimmeln nicht mehr endet,
Man raserümpfend sich abwendet,
Den Rücken man stellt zur Abwehr:
Die Situation wird dann nur schlimmer!

Schreib mir eine Nachricht auf WhatsApp,
Du musst mich hier ja nicht anrufen,
Wenn Du vor mir denn fertig bist.
Ist länger meine Behandlungsfrist,
Schreib' ich Dir, werd' nicht anrufen:
Genieße allein den feinen Wrap!


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Da kommt die Zärtlichkeit abhanden

Mit sich verzettelnden Alltäglichkeiten
Und der Dauerpräsenz am Handy
Können sich bei ihm Unzeiten
Verwirren, wie bei einem Dandy.

Links die ständige Tasse Kaffee,
Rechts bebilderndes Smartphone
Ohne Blick auf Wetter und Allee,
Um den Mund Züge von Hohn.

Da kommt abhanden die Zärtlichkeit
Bei lautem Posten und Trinken.
Daddelnd wächst ihm zu Seelenleid,
Weil ständig Ablenkungen blinken.

Nimm die Liebste wieder in den Arm,
Lege alle Gerätschaften beiseite,
Konzentriere Dich auf Deinen Charme,
Dann seid zärtlich Ihr wieder BEIDE.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Die beiden Kleinen
Oben und unten am Tisch
Vater und Mutter links
Die älteren Schwestern rechts

Wenn die beiden Kleinen
Ihr Handy auf den Tisch legen
Wird die Mutter schöpfen
Wird der Vater Fragen stellen

Wenn die beiden Kleinen
Einen Teil gegessen haben
Und wieder in ihre Handys schauen
Wird die Mutter abräumen

Wenn die beiden Kleinen
Sich aufs Sofa gelegt haben
Wird der Vater die Zeitung lesen
Wird die Mutter abwaschen

Die beiden Kleinen
Werden später am selben Ort sitzen
An einem langen Bürotisch
Und die Mitarbeiter werden nicken


© René Oberholzer