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Gedichte über Guten Morgen - Seite 65


Sonntagmorgen halb sieben

Sonntagmorgen halb Sieben
Am halbe 7ne war i halbwach,
blos Scheißdreck denkt no im Kappedach.
Zom brunze han i au no müsse,
also stand e uff, de Morge glei küsse.
De Hund der klemmt, mues au ge brunze,
i lass mir mei Frühstück it verhunze!
Und muss de Hausgang dann no butze,
des wär für uns beide it von Nutze.
Also Gsellsbrot nei, än Kaffee saufe,
lass „Willi will‘s wissen!“, nebehär im Fernsehr laufe.
G’schirr wegräume, Butter end Küele,
no lege richtig los, jetzt rattert die Mühle!
No g’schwind ä Abdeckung für dä Läpptop leime,
die Kreissäge kreischt scho am halbe neine!
Oh verreck, Zucchini ond Gurke schnell gieße,
dä Salat, ond Rane no, verflixt die vergisse,
weil se blos so klei ond krippelig kommet,
aber des ischd au klar, es fählt ene Sonne.
Meine 4 Nymphensittich hond au nix me zfresse,
die Wildsaue han e beino vergessen.
Die machet blos G’schrei ond Dreck zum Verecke,
aber mer sieht wie dies Lebe wegstecke,
die hocket uffm Ästle ond pfeifet vergnüegt,
wenn se Wasser hond onds Fresse, des genügt.
Die send it blöd wir mir dumme Hund,
die fressed ond saufed, ond bleibet au g’sond!
Jetzt hane de Bode ums Käfig no äweng g’wischt,
dass die Sauerei grad so erträglich no ischd.
Jetzt schwitzt i scho wieder, wie en Blöder,
jetzt gang e dusche, des machet doch jeder!
No gang i esere Kalbskotlett zom brotä narichte,
mer mues au mol esse, it blos schaffe ond dichte!
Mach ä schee Saläte, ond gschmorte Zucchini däzue,
ond e feins Sößle, hab guete Rueh.
Vielleicht no ä paar schene Grilltomate,
den Mist muss i kaufe, es ischd nix em Garte!
Vielleicht ist mei Weib jetzt au mol wach,
sonst kriegt se jetzt onne uffs Kappedach!
Mit dere Scheißschloferei gohts Bettzeig blos he,
raus aus’m Soich, des wär jo nomol so schee!
Om die Zeit scheint d’r jo Sonne in’s Loch,
Zeit ischs zom ufstande! Ond müed bist jo doch!
Jetzt ischs halb Elfe, mues gottig zom Dusche ond Wäsche,
ond’s koche derf i debei natirlich au it vergesse.
Sonschd haut se m’r Pfanne no id Schnorre no nei,
do han i no glei gnueg‘, des mues it sei.
Noch’m Esse leg i mi uffm Sofa uff de Ranze,
no kümmeret mich weder diä Scheißvögel no blöde Pflanze,
ond wehe, wenn me so en Dackel em Mittagsschlof stört,
der hät’s Engelsinge scho lang nimme g’hört!
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Schichtwechsel

Ein Vorfahre trieb einst wie wild
nen Haken in die Wand fürs Bild.
Für ein Bild aller Personen,
die hier im Quartiere wohnen.

Das Bild zerbrach bei einem Streit,
bis zur Scheidung war es nicht weit.
Der Haken, unbeweglich fest,
überstand manchen Seilbahntest.

Bis dann die Familie befand,
ein Kalender muss an die Wand.
nicht nur Feiern, manche Tage,
fordern die klare Aussage. 8

Der Haken steckte doch so hoch,
da blieb Platz für den Lullatsch noch.
In vielen Kalenderzeilen,
lassen sich Daten verteilen.

Von Mahnung, Männertag bis Müll,
er erträgt immer alles still.
Bevor man seine Meinung sagt,
man lieber den Kalender fragt.

Der alte nun zu Ende geht,
der Neue schon dahinter weht.
Es wird wie im Wirtschaftsleben
fliegenden Schichtwechsel geben.

Der alte gibt das letzte Hemd,
dem neuen ist das Datum fremd.
Das Schaltjahr liegt Jahre zurück,
beide wären sonst auch gleich dick.

Trotzdem gibt es Differenzen
innerhalb der gleichen Grenzen.
Der neue hat schöne Ecken,
den alten schon Risse necken.

Der alte hat preisgegeben,
was wichtig in unsrem Leben.
Der neue Geheimnisse hält,
die man meist erst später feststellt.

Müll, Papier und Wertstoffreste
sind für andere das Beste.
Termine an Feiertagen
jedem was anderes sagen.

Der neue wartet aufgeregt,
dass seine Blätter auch belegt.
Er ist zwar nicht mehr jungfräulich,
doch die Schrift ist noch säuberlich.

Impfungen und TÜV-Termine,
Hochzeitsfeier der Cousine.
Tag für Tag so vorgenommen,
wird auch sein Schichtwechsel kommen.

29.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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