Habe Angst davor nach draußen zu gehen,
mich unterhalten zu müssen,
mit fremden Menschen,
deren Erwartungen zu erfüllen.
Während ihre Blicke auf mir ruhen,
mein Körper unbändig zittert,
mein Herzschlag sich beschleunigt,
meine Augen nach einem Fluchtweg suchen.
Habe Angst vor meiner Familie,
davor, mich rechtfertigen zu müssen,
auf Unverständnis zu stoßen,
wie immer im Stich gelassen zu werden.
Ich rolle mich zusammen,
mache mich innerlich ganz klein,
versuche mich zu wappnen,
für das Kommende.
Bin wie ein Embryo,
sehne mich nach Liebe und Geborgenheit,
fühle mich ganz hilflos,
während ich mir selbst überlassen bin.
Habe Angst vor meinen dunklen Gedanken,
ihnen zuhören zu müssen,
sie nicht ausblenden zu können,
wahnsinnig zu werden.
Ich streife durch die Natur,
nehme um mich herum alles wahr,
sauge gierig Luft in meine Lungen,
drohe sonst zu ersticken.
Habe Angst vor einer Therapie,
davor, dass alles umsonst ist,
dass alles nur noch schlimmer wird,
dass mein letzter Funken Hoffnung erlischt.
Sie ist meine letzte Chance,
will nicht versagen,
habe keine Kraft zum Ausprobieren,
wir beide müssen an einem Strang ziehen.
Angst davor, mich der Dunkelheit zu ergeben,
mich fallen zu lassen,
mich einfach so aus dem Staub zu machen,
den langwierigen Kampf zu verlieren.
Wer war ich? Und wer bin ich jetzt?
Mein Leben in einer Endlosschleife,
langweilig mitanzusehen,
kann mich selber nicht mehr ertragen.
Vor all diesen Dingen habe ich Angst,
aber die größte Angst habe ich vor dem Leben,
für mich ist es eine Qual,
will es mir nicht schönreden.
© Lily .N. Hope
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