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Gedichte über das Böse - Seite 77


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Pastors Geburtstagsfeier

Beziehungspflege auf dem Lande
ist nicht nur gut und pflegt die Bande,
dass Kirche und die Obrigkeit
zusammenhalten jederzeit.
Der Herr Pastor (von Gottes Gnaden)
hat zum Geburtstag eingeladen.
Die hübsche Köchin namens Ellen
soll das Menü zusammenstellen.
Denn zweifellos; zu solchem Feste
gehören nur die besten Gäste.
Der Bürgermeister, Polizei,
und auch der Lehrer ist dabei.
Der Apotheker und so weiter
und auch ein Paragraphenreiter,
so ungefähr der halbe Fiskus,
kurz, die Gesamtheit des Snobismus.
Nun weiß man ja, an solchem Tage
gibt es zuweilen Saufgelage.
Die schöne Ellen goss im Nu
die Festgesellschaft völlig zu.
Und selbst der Pastor, der sonst schüchtern,
der war am Ende nicht mehr nüchtern.
Nur der Herr Lehrer voller List
weiß, dass man besser nüchtern ist.
So endete die tolle Sause
und singend schwankten sie nach Hause.
Im Pfarrhaus fand man es sehr nett,
dann ging im Duo man ins Bett.

Doch morgens stellte sich heraus:
ein Silberlöffel fehlt im Haus.
Die Köchin scheint nicht so begehrlich,
sie meinte, sie sei fromm und ehrlich.
Dann sagt der Pastor unverhohlen,
den hat der Lehrer nur gestohlen.
Und listig meinte der Pastor:
„Den Delinquent knüpf ich mir vor!“
In einem Brief, doch mit Bedacht,
zog er den Diebstahl in Betracht.
„Der Lehrer hätt‘ vor allen Dingen
den Löffel doch zurückzubringen!“
Der Lehrer schrieb ganz unverhohlen:
„Er hätt‘ den Löffel nicht gestohlen.
Herr Pastor haben Sie bedacht,
wo Sie die letzte Nacht verbracht?“
„Ich wett‘ mit Ihnen dergestalt,
Ihr Bett war morgens noch ganz kalt;
und sage Ihnen unumwunden,
den Löffel hätten Sie dort gefunden!“
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