Gedichte Über Blumen - Seite 81

Löwenzahn! Ach Löwenzahn!
Schon im Frühjahr sind wir an dir dran.
Man sieht dir deine Wildheit an.
Doch jetzt, wo du noch jung und frisch,
stehst du als Salat auf unsrem Tisch!
Du Frühlinsgrün! Du Löwenzahn!

Löwenzahn! Ach Löwenzahn!
Wie färbst du unsre Wiesen schön.
Bewundernd bleiben alle stehn.
Hast ein wundersames Milchchen
in deinem hohlen Blütenstielchen!
Du gelber Stern! Du Löwenzahn!

Löwenzahn! Ach Löwenzahn!
Mit Wurzeln lang und stark wie Kren.
In unsrem Kampfe bleibst du meist bestehn.
Ach wie würden wir dich lieben,
wärst du nur unsrem Rasen fern geblieben.
Du Wiesenlagerer! – Du Löwenzahn!

Löwenzahn! Ach Löwenzahn!
Du bist wohl die Freude aller Kinder.
Wir liebten dich einst selbst nicht minder.
Verwandelst dich alsbald zur Pusteblume,
mein Schaden kümmert Kinder keine Krume.
Du Pustekopf!– Du Löwenzahn!

Löwenzahn! Ach Löwenzahn!
Jedes Jahr im Lenz ist’s wiederum dasselb’:
Du besprenkelst unser Grün mit deinem Gelb. –
Mit deinem Charakter und deiner Kraft
hast du uns wieder mal geschafft.
Du Frühlingsgelb! – Du Löwenzahn!


Copyright © da Hihö
2006

Habe mir

Habe mir die wunderbare Blüte
Schon frühmorgens angesehen,
Welche die ganze Woche brauchte,
Bis sie zu unserer Augengüte
Erscheinen konnte, um nur dazustehen
Wie eine Königin, eine sehr erlauchte.

Das ist das Jubelfest der Blumennatur,
Mit der die Farben in unsere Augen springen,
Sie erreichen, als gäbe es am Ende nur sie.
Damit sichern wir Menschen uns jene Spur,
Welche der Seele auf Dauer dazu tauge,
Das sie ins Dunkel falle niemals, nie.

Ohne Sommerblüte wäre mir
Das Leben nur ein Scheitern,
Mit dem das Grauen uneindämmbar.
So aber tanzen Leuchtkräfte hier,
Die mein Gemüt ständig erweitern,
Denn Blumen sind heilend gar.


©Hans Hartmut Karg
2023

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