Zweischichtsprache

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Zweischichtsprache

In einfachsten Verhältnissen aufgewachsen
Hatte sie den hochkarätigen Mann ergattert,
Der überichgleich von oben und sehr erwachsen
Sich lustg machte, wenn sie im Dialekte schnattert'.

Er verlangte von ihr standesgemäß Hochsprache,
Nur bäurisch erschien ihm ihr Dialekt.
Die Zweisprachigkeit wurde zu ihrer Sache,
Die sie – je nach Adressat – zum Leben erweckt'.

Verkehrte sie mit ihm in seinen Kreisen,
War sie ganz die Dame der Oberschicht:
Man konnte da angeben mit weiten Reisen,
Denn diese hatten „die Anderen“ nicht!

Traf sie jedoch auf Ihresgleichen,
Auf Verwandte aus dem Kindheitserleben,
Blühte sie auf, wenn Sprachzwänge weichen,
Da durfte sie sich wieder natürlich geben.

Doch kam er auch nur in ihre Nähe,
Verfiel sie gleich wieder in Snobiety:
Die Gespräche liefen dann wieder zähe,
Arroganz verzeiht Underdogherkunft nie...


©Hans Hartmut Karg
2023

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Informationen zum Gedicht: Zweischichtsprache

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31.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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