Zärtlichkeiten

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
Fingerspitzen –
lauter leise Fingerspitzen –
kommen und gehen,
nähern sich langsam
einander an,
berühren sich vorsichtig
und behutsam
Lautlos gleiten Deine Finger
über meine,
dann über meine Hand,
die Innenfläche,
den Handrücken
und meinen Arm hinauf,
lösen ein erstes wohliges Kribbeln aus
Meine andere Hand tut es Deiner nach
und berührt Dich sanft,
ja, zärtlich
eine leichte Gänsehaut überfällt mich,
und ich fühle mich geborgen,
unendlich geborgen,
so nah bei Dir
Du lehnst Deinen Kopf an meine Schulter,
und ich streiche Dir durchs Haar
habe Dich unheimlich gern
und spüre,
dass ich noch weiter gehen darf,
dass Du Dich nach mir sehnst,
nach mir und meinen Berührungen
Doch bevor ich dazu komme,
wirfst Du Deinen Kopf zurück,
zeigst mir Deinen schlanken Hals,
den ich vorsichtig mit meinen Fingerspitzen
lippenabwärts über dein Kinn erkunde
Du suchst mein Ohr,
um mir Deine Zunge in die Muschel zu flüstern
ich erschauere,
Deine feuchte Berührung fühlt sich erotisch
und etwas unangenehm zugleich an
Ich überlege: Soll ich Deine Zunge zurückweisen?
Ich entschließe mich, mich Dir hinzugeben
und mein Ohr sucht Deine Lippen, Deinen Mund
Schauer um Schauer durchflutet mich,
erregt mich und verbreitet wohlige Wärme
in meinem schönen Körper
Ab und zu entlockst Du mir ein leises Stöhnen,
lustvoll und ebenso sinnlich,
wie ich Dich und mich spüre.

Ich beschließe, mich anders hinzusetzen
und mache es mir erneut bequem,
sitze mit gespreizten Beinen auf dem Boden,
den Rücken an Deine Bettkante gelehnt
Du setzt Dich rücklings auf meinen Schoß,
sodass wir beide denselben Horizont betrachten
Deine Rücken schmiegt sich an meine Brust
und ich umfahre Deinen ganzen Körper:
Angefangen bei Deinem Kopf,
den Hals hinab über die Schultern,
die Arme hinunter bis zur Taille
und weiter bis zu den Knöcheln
Deine Arme recken sich indessen
über Deinen Kopf nach oben
und suchen meine Haare
zu durchzausen
Ich genieße dieses Spiel und lebe jede Sekunde,
lege meine Hände auf Deinen Bauch
Meine linke Hand schiebt langsam Dein Hemd hoch,
damit meine rechte verspielt
um Deinen Bauchnabel kreisen kann
Wie schön sich das anfühlt!
Wie schön Du Dich anfühlst!
Deine Hände greifen nach meinen Haaren,
meinen Ohren, meinem Hals
Ich bekomme kaum Luft vor lauter Glück
und wieder eine Gänsehaut
Meine Hände gleiten nach oben
und berühren vorsichtig Deine Brust,
umfassen zärtlich Deine Brüste
Wieder durchfährt mich ein Schauer,
ich vernehme einen leisen Laut von Dir,
der mir zu verstehen gibt,
dass Du Dich sinnlich, begehrt und schön fühlst
in meinen Händen
Jeder Augenblick unvergesslich,
unendlich weit entfernt und doch so nah,
wie wir beide,
ganz, ganz nah,
ganz, ganz zärtlich,
voller Liebe und Hingabe
nur für den Moment,
um dann im nächsten Moment zu vergehen,
der noch schöner und sinnlicher ist,
als der vorherige
Ich küsse Deinen Kopf, Deine Augen
Deine Nase, Deine Lippen, Deinen Mund,
lächele Dich an,
spüre Dich, wie Du mich
bin ganz nah, ganz bei Dir,
ganz im Hier und Jetzt
und wünsche mir einmal mehr
Deine Zärtlichkeiten,
wünsche mir einmal mehr,
die Zeit möge für immer still stehen...


ls251104

Informationen zum Gedicht: Zärtlichkeiten

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25.07.2011
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