Wo wir so oft zu Gaste waren

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Wo wir so oft zu Gaste waren

Wo wir so oft zu Gaste waren,
Lächelt das Licht nur fahl herein,
Denn wo wir früher hingefahren,
Darf die Begegnung nicht mehr sein.

Ja, Menschen ändern sich mit Jahren,
Einst waren sie offen und jung,
Sind mit uns in Urlaub gefahren,
Reisen jetzt umher mit falscher Zung'.

Ihre Bilanz sagt ihnen auch,
Was lebenslang nicht gut gelaufen,
Was nicht so recht gesunder Brauch:
Haare könnten sie sich raufen.

Doch weil sie alles nun verdrängen,
Weil sie die Schuld ganz von sich werfen,
Nicht sehen, wo sie selbst in Zwängen,
Können sie nur die Fremden nerven.

Der Realist bleibt ziemlich cool,
Weiß Ausladungen wegzudrücken,
Rührt nicht mehr im Erinnerungspfuhl,
Wird Frohsinn sich zurechte rücken.

Er geht lieber zum Kaffeetrinken,
Lebt in der eigenen Gegenwart,
Wo ihm die lieben Freunde winken –
Die Mördergrube bleibt ihm erspart.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Informationen zum Gedicht: Wo wir so oft zu Gaste waren

109 mal gelesen
27.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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