Wo ist die Zeit nur hingekommen?

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Wo ist die Zeit nur hingekommen?

Gestern waren wir noch Kinder,
Heute sind wir zitternd, alt.
Damals gab's im Mai noch Winter
Und es war so schrecklich kalt.

Als Erwachsenenzeiten kamen,
Nahm man von Stunden nie Notiz,
Denn die Arbeit war der Rahmen,
Berufsmüh' brachte Schweiß und Witz.

Dann kam plötzlich – Ruhestand,
Die Freiheit, Freizeit unbegrenzt.
Man bereiste Meere, fremdes Land,
Lebte ziemlich zeitentgrenzt,

Bemerkte kaum, wie Jahre gingen,
Sah sich in der besten Rolle,
Ging zur Oper, zum Liedersingen,
Es bleichten sich Teint, die Haartolle.

Gelegentlich gab's Operationen,
Um sich herstellen zu lassen:
Das Leben sollte sich noch lohnen,
Um sich mit Aufgeschobenem zu befassen.

Und jetzt? Sehr alt und schon gebrechlich
Lebt man mit viel Bildschirmverstand,
Wenn Heißzeiten bald unaussprechlich,
Die Welt jetzt außer Rand und Band.


©Hans Hartmut Karg
2024

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Informationen zum Gedicht: Wo ist die Zeit nur hingekommen?

38 mal gelesen
15.01.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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