Wien
Ein Gedicht von
Martina Anders
So viele Jahre warst du mir Heimat,
an so vielen Orten, so viel erlebt.
Ich liebte dich innig, warst Stadt meines Herzens,
hast Verlangen geschürt, bin in Wolllust geschwebt.
So klein und beschaulich, so wie ich dich brauchte,
doch im Exzess ließest du mich anonym.
Im Großstadtgeflüster, in das ich laut tauchte,
durft ich jung sein, rebellisch, so ungestüm.
An deinen Ecken und Kanten hab ich mich gestoßen,
warst hartes Pflaster, warst mir seliges Land.
Deine Nächte, sie spuckten mich aus tiefen Spelunken,
in fremde Betten, wo ich nie zu mir fand.
Doch dann, eines Tages, nimms nicht persönlich,
da wurde mir klar, dass es Zeit ist zu gehn.
Zeit loszulassen, in Liebe, versöhnlich,
wir haben uns seither nie wiedergesehn.
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