Wider den Obdachlosen

Ein Gedicht von Christian Penz
Eine Warnung vorne hinweg
sonst erwartet Sie ein Schreck
Es geht hier um die Obdachlosen
wie sie mit ihren Spendendosen
am Straßenrand sitzen
und herzhaft schwitzen
Hier kommt aber kein Gedicht
nein, nein wahrlich nicht
wo ich tiefes Mitleid vorlüge
und mich selbst damit betrüge
Doch seit euch bei einem im Klaren
Ich erlebte das alles in den letzten Jahren
solltet ihr mich jetzt nicht verstehen
dann sollten ihr was anderes ansehen

Vor zehn Jahren begann ich mit meiner Securityarbeit
und sah auch damals hin und wieder von Zeit zu Zeit
Obdachlose in der Nacht am Straßenrand schlafen
oder vor Geschäften, wo wir sie beim Vorbeigehen trafen
Im Sommer waren es zwei oder drei
Im Winter waren die Wege frei
Doch wie in jeder Erzählung
kam dann die böse Wendung

Der Tod holte die Bürgermeisterin
Die Trauer war noch groß als daraufhin
Die Nachfolgerin zu regieren begann
Zwei Jahre lief es gut, doch dann
folgte diese schicksalshafte Wahl
und veränderte dieser Stadt im Inntal

Die Nachfolgerin gewann daraufhin beide Wahlen
und sie stand als gewählte Regentin in den Annalen
Sie verband sich mit zwei Linksparteien
und aus dem Bündnis dieser Dreien
erfolgte dann ein Bettlergesetz
das über das virtuelle Netz
über Smartphones sich verbreitete
und sich zu den Obdachlosen arbeitete

Nur noch eine kleine Anmerkung
Zur erklärerischen Stärkung
Das Volk wurde nicht befragt
doch bevor noch jemand klagt
Diese Regierung befragt das Volk nie
wie halt in einer echten Demokratie
außer, wenn es um Wahlstimmen geht
dann fragen sie auch das Volk konkret

Aber kommen wir wieder zurück
zu dem geschichtlichen Unglück
Im Bettlergesetz ging es ganz genau
das jede Mann und auch jede Frau
am Wegesrand sitzen darf
ohne dabei zungenscharf
die Leute um Spendengeld zu bitten
jedoch solche moralischen Sitten
können nicht kontrolliert werden
Nur die dumme Menschen auf Erden
haben das schon vorher gewusst
dass alles sage ich ganz bewusst
Denn diese Regierung hält sich für klug
und beachtete nicht den ganzen Unfug
der genau das, was jetzt passiert, vorher versprach
und weshalb ich das Gedicht nun vom Zaune brach

Mit den Bettlern strömten auch Obdachlose herein
und zogen auf den Straßen und vor Geschäften ein
Sie kamen aus Italien, Osteuropa und Deutschland
oder aus einem anderen österreichischen Bundesland
weil sich ja nun in Innsbruck ein neuer Markt fand
doch wie haben sie bloß diesen freien Markt erkannt?
Im ersten Jahr kamen nur zwei bis drei angerannt
um zu erfahren, ob die Meldung aus der Wahrheit entstand
Als die Späher merkten, dass alles wahr war
kamen immer mehr von ihnen, Jahr für Jahr
Doch wie konnten sie es kommunizieren
Sie konnten ja keine Briefe adressieren
Sie nutzten ihr Handy oder ihr Smartphone
Ich frage mich mit leichtgläubigen Ton
Wie können sie die Gebühren bezahlen
dass sie so einfach vor Geschäftslokalen
mit ihren Handys und Smartphones herumspielen können
Ich muss meinem Anbieter 20€ monatlich vergönnen
Verdienen sie wirklich so viel Geld
oder hat jemand dieses Handy bestellt
und zahlt ihnen die Rechnung
das ist aber nur eine Vermutung
Vielleicht verdienen sie wirklich genug Geld
denn sie zahlen nicht viel auf dieser Welt

Zum Einen erhalten sie Gutscheine von Hilfsorganisationen
damit sie es netter haben, wenn sie auf der Straße wohnen
Vielleicht erhält so mancher adäquat
Geld von Sozialstaatapparat
Aber es wird auch unverhohlen
Durch Obdachlose gestohlen
doch ist dies nicht die einzige Straftat
die so mancher wissentlich begangen hat
Auch das Liegen vor den Geschäften
und das Versprühen von Körpersäften
Wird in den Strafgesetzen geführt
und mit Geldbußen zusammen geschnürt

doch diese Strafen müssen sie nicht bezahlen
Sie haben ja nicht genug Geld in ihren Schalen
erst wenn sie wieder ein Obdach haben
bezahlen sie die aufgelegten Abgaben
Also lasse ich mal eine Frage im Raume stehen
Warum sollten sie diese Straftaten nicht begehen
wenn ihnen keine Strafe droht
solange bis sie zu ihrem Tod
kein wohnliches Obdach ihr Eigen nennen?
Können Sie hier eine Antwort erkennen?

Die Geschäfte versuchen sich zu wehren
Indem sie Sicherheitsfirmen bekehren
damit diese die Obdachlosen vertreiben
aber wenn sie dennoch am Platz bleiben
Soll die Polizei herbeigeruft werden
und wie bei allen Menschen auf Erden
sind sie nicht gerade motiviert
wenn nicht sogar frustriert
weil sie etwas tun, was am Ende nichts bringt
auch wenn der Obdachlose brav vom Platz aufspringt
Dieser geht einfach dann zum nächsten Geschäft
wo er dann seelenruhig im Schlafsack weiterschläft

Die Personalien werden auch nicht mehr aufgeschrieben
denn wie ich schon erklärt habe, meine Lieben
Sie werden die Strafen niemals begleichen
Aber jetzt kommen wieder unsere Geistreichen
nach fünf Jahren Rathauspräsenz
und der dazugehörigen Volksabstinenz
weil nun bald wieder Wahlen kommen
denn sie haben den Unmut vernommen

Die Geschäfte sollen die Obdachlosen anzeigen
Ich hülle mich mal in bedenkliches Schweigen
Ich möchte hier nicht nochmal erklären
diese bürokratischen Gesetzaffären
sondern komme gleich zu den Platz
und erläutere nun ihren Satz
Die Regierung schiebt die Verantwortung fort
an das Geschäft und den Leuten vor Ort
diese sollen sie weiter an die Polizei schieben
von dort wird die Anzeige zur Justiz getrieben
Wobei das Gesetz verbietet die Strafe einzuziehen
Dafür müsste ein Absatz aus dem Gesetz fliehen
Dies können aber nur die regierenden Parteien
aber genau aus diesen politischen Reihen
entstammt aus dem dümmsten Geschwätz
dieses unnötige Bettlergesetz
Dadurch entsteht dieser ewige Kreis
und wir bewegen uns wie gefrorenes Eis

Vielleicht kommt bald ein Flammenwerfer vorbei
schmilzt dann das Eis und wir wären endlich frei
doch dann kommt eine Menschenrechtsorganisation
spricht herab von ihrem erhabenen Moralthron
man kann sie nicht zwingen in Obdachlosenheimen zu schlafen
eingepfercht wie ein normales Schaf unter weiteren Schafen
weiteres beginnen sie vom Moralberg abzuschürfen
Die Menschen sollen aussuchen, wo sie schlafen dürfen
Das ist ihr als Mensch gegebenes recht
Und nach einem kurzen Wortgefecht
würden wir wieder vor dem selben Problem stehen
und es ist kein baldiges Ende mehr abzusehen
Das Ende des Gedichtes ist jedoch abzusehen
danach werde ich wieder auf die Straße gehen
doch erst nach diesem einen Satz
denn dafür ist ausreichend Platz
Es läuft unausweichlich alles schief
nachdem man die bösen Geister rief

Informationen zum Gedicht: Wider den Obdachlosen

341 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
24.10.2018
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige