Wegwerfzeiten

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Wegwerfzeiten


Das Paar saß lange, unterhielt sich gut bei Tisch,
Es ging da auch um Lebenswürdigkeiten und um Duldung.
Würdevoll hereingetragen kam schließlich der Schwertfisch –
Sie redeten konsensfähig und ohne jede Schuldung.

Nachhaltigkeit, Bewahrung waren die Begriffe,
Mit denen sie sich theoretisch auseinandersetzten,
Auch dass auf unseren Weltmeeren die übergroßen Schiffe
Schwerölschleudernd dem Globus den Schlag versetzten.

So wunderlich waren sie mit dem Bus hierher gereist,
Womit dem Land sie so viel Kohlendioxid ersparten,
Weil man als Fahrgast doch auch große Schöpfung preist,
Der Menschheit für die Zukunft gibt die guten Karten.

Doch dann erst kam der Schock: Mitgäste da am Tisch,
Die aßen wenig von dem wunderbaren Mahl,
Ließen stehen diesen einmalig gebratenen Fisch –
Verließen für den Cappuccino diesen Speisesaal.

Schizophren ist offenbar die Menschenwelt geraten,
Dass sie umweltschützend sich zwar theoretisch unterhält,
Doch es bleibt ganz offensichtlich bei Schandtaten,
Weiterhin ist sie auf Egoismen, Nonchalance fest eingestellt.

Können da die Weltmeere nachhaltig denn gesunden,
Wenn wir Menschen nicht mit dem Verzicht beginnen,
Endlich schließen wieder diese schweren Wunden,
Weil aufs Hierbleiben wir uns dann doch besinnen?


©Hans Hartmut Karg
2020

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Informationen zum Gedicht: Wegwerfzeiten

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11.10.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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