Was nicht ist

Ein Gedicht von Ralph Bruse
Ich wusste es wohl schon am Morgen:
es treibt mich sehr weit weg, vom Haus...
Die weiße Wolke, dort, nur borgen.
Sie segelt erst ein Stück voraus.

...ich dann mit ihr. Wir sind im Grunde,
beinahe auch von gleichem Schlag.
Sie zieht so leichthin jede Stunde,
oder schwebt still, wo sie grad mag.

Genau wie jetzt, an steiler Küste,
die strahlt in elektrischem Blau.
Weiß nicht mehr, was ich noch gern wüsste,
wenn blinzelnd ich ins Weite schau...

...dem Kutter nach, der nah dem Strande,
scheinbar in hellstem Licht versinkt,
während hier, im feuchten Sande,
fast ein Herz vor Glück zerspringt.

Der schöne Rausch kennt kein Vergehen.
Ich streife stumm, verspielt umher,
umarmt vom warmen, blauen Wehen
und vom sanft launisch, wilden Meer.

Die weißen Wolken zogen fort.
Nun gut. Ich blieb zur Nacht.
Bleib morgen, übermorgen dort -
so lange, wie die Sonne lacht.

*

Es wird auch wieder anders sein.
Dann sitze ich im grauen Zimmer
und rede mir zum Troste ein:
mit Wolken fliehen kann ich immer.


(c) Ralph Bruse

Informationen zum Gedicht: Was nicht ist

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05.06.2023
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