Wahres Leben
Wahres Leben
©Hans Hartmut Karg
2018
Begehrlichkeiten schlagen durch,
Wenn ein Mensch zum Täter wird
Und er nur noch in alter Furch'
Zum Opfer wird, der Lüste Wirt.
Das sieht man auch in Sendungen,
Bei denen man gleich alles weiß:
Die Täterschaft, die Wendungen,
Des Regisseurs Moralgeheiß.
Das Leben ist manchmal brutaler,
Da geht es dann viel schlimmer zu.
Krimis sind oftmals viel banaler,
Monokausal und ohne Du.
Was ist mit denen, die da leiden,
Weil Eckdaten im Leben knarren,
Begehrlichkeiten scheiternd streiten
Und Schicksalsmächte wühlend scharren?
Da schießt sich einer in den Kopf,
Weil er den Liebesirrtum merkt,
Er eigentlich ein armer Tropf,
Den keine Liebe echt begehrt.
Ein anderer raucht sich zu Tode,
Denn nur erfolgreich bleibt die Frau.
Selbst gibt er sich die schlechte Note:
Sein Leben sieht er öd und grau.
Ein Vater, der erschießt den Sohn
Im Rausch, bei schwülem Sommewetter,
Versehentlich – es ist ein Hohn! –,
Vergisst die Kugel, wird zum Täter.
Und noch eine: Im Übermut
Geht sie fremd mit Kollegen.
Sie meint, Tarnung wäre schon gut
Und Ehebruch hätte gar Sinn.
Doch der Gehörnte kommt dahinter,
Der Brave sieht sich treugeprellt:
Die Liebe war kein Lebensbinder,
Und nichts ist, was ihn hier noch hält.
Er tötet' sich, was nicht erwartet,
Zerbrochen ist sein Traum von Liebe.
Denn wo die Liebe dann entartet,
Kennt Leben nur noch tiefe Hiebe.
Das Leben ist da so wirkmächtig,
Es fragt uns nicht nach den Gebrechen.
Im Krimi läuft alles bedächtig,
Man sieht da nur noch das Verbrechen.
Kein Krimi kann spannender sein,
Als das reale, wahre Leben.
Und das entgleitet dem allein,
Der still zum Ende muss dann gehen.
*
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