Vom sachten Töten
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Du teerst den Weg zu seinem Herzen.
Früher war’s ein Trampelpfad,
links und rechts von Wildblumen gesäumt.
Von ihrem Duft wurdest du getragen.
Heut versinkst du in Wogen von Parfum
und mähst die Blüten mit deinem Mercedes nieder.
Du berechnest die Statik seiner Gedankenschlösser.
„Versuch dich besser in moderner Architektur“, mahnst du.
„Und mach nicht nur auf Immobilien! Aktien bringen auch Profit!“
Früher seid Ihr gemeinsam spazieren gegangen.
Mitten im Grünen.
Da gab’s weit und breit keine Gebäude.
Du stürmst seine Oase und baust sie um
zu einem Wellness-Tempel,
ersetzt sein Zelt durch feste Wände.
Jetzt baumelt ein Kronleuchter dort,
wo einst so sacht der Mond im Himmel schwamm.
Seine Worte fährst du nun
mit schweren Erntemaschinen ein.
Früher pflücktest du sie einzeln
von seinen Lippen,
um sie in der Wärme deines Pulses
zum Blühen zu bringen.
Heute zuckst du nur die Achseln:
„Wozu gibt es Treibhäuser?“
Und er...schweigt.
© Anouk Ferez 3-2015 // MM-DF 0
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