Über das Öffnen der Pandorabüchse

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Über das Öffnen der Pandorabüchse

„Uns ist in alten Mären wunders vil geseit“:
Oute Dich, rede schon über Dein Leid!
Die Welt muss davon ja erfahren,
Was Du erlitten in jungen Jahren!

Bist Du dazu dann doch nicht bereit,
Sagt man: „Bist Du denn noch gescheit?“
Man muss alles herausschreien, anklagen,
Darf nicht nachlassen, ja nicht verzagen!

Alle sollen weltweit wissen, wer der Täter,
Wo er sitzt, der Verräter, einer der üblen Väter,
Der Dir so frühkindliches Leid zugefügt:
Ist es die Erinnerung, die übertreibt, gar lügt?

Da war das Hellenistische im Leide schon weiter,
Man bestieg damit gerne die Himmelsleiter:
Götter können ja auch Auswüchse besiegen,
Kann eine Pandorabüchse denn da noch lügen?

Wenn man mit ihnen öffnet die Pandorabüchse?
Natürlich soll wahres Leid nicht verharmlost sein
Keine Schuld wegverdrängt ins Seelenkämmerlein!
Doch die Pandorabüchse ist nichts als Übelverbreiterin,
Auch im Anblick des Göttervaters behaftet mit Widersinn.

Öffnest Du also die Büchse der Pandora,
Gießt Du Gift aus in Gemüt, Leben und Flora.
Obwohl Du weißt, dass solches schlimm ist,
Wirst Du zum Stigmatisierer, der Du selber bist!


©Hans Hartmut Karg
2024

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Informationen zum Gedicht: Über das Öffnen der Pandorabüchse

31 mal gelesen
30.05.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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