Turmalin-Morgen
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Der Weg entsprang unsren Füßen – erinnerst du dich? –
wie hingemalt, mit jedem Schritt.
In den Auen unsrer Augen röteten sich die Wangen
eines frisch geschlüpften Tages
und wir küssten den bröckelnden Rest der Nacht
so rasend fort,
dass er schließlich in den Fuchsbau floh.
Wie hoffnungsleicht umschlangen wir das Leben
– weißt du noch?
Die pochenden Schläfen sonnenbestäubt,
windbepinselt die glühenden Wangen,
um unsere Waden kühle Dunstbandagen.
Und unter den nackten, tastenden Sohlen
wisperten letzter Tau, Erdgeflecht und Wurzeln.
Wir tanzten mit der Hoffnung
bevor wir uns wie zwei Wiesel
zwischen uralten Baumankern duckten
und im Atem des Waldes versanken.
Lichte Buchenschirme, vom Sommer erfasst,
windbewegt wie lange Flechten,
von Sonnenfunken in Smaragd
und Turmalin verwandelt:
"Hier möchte ich wohnen."
Du lachst, als meine Zehen
wie Käfer das Fundament scharrten.
Scheue Schönheit, wo anfängliche Scham
in der Laube zweier Arme zu Hingabe erblühte.
Ein ineinander Wachsen und Werden.
Wie oft streifte uns ein buntgefiedertes Lachen
im Sinkflug – weißt du noch?
Das Glück war nestwarm aus dem Himmel gefallen
und hatte seine Residenz
in unserer Buche bezogen.
Meine Sonnenbrille klemmte
in der Gabelung der Astgarderobe
unseres rauschend grünen Palastes
und nie fühlte ich mich so sehr
zuhause wie in dem Bild
deines Schattenrisses vor
flammendem Buchenlaub.
Dein liebender Blick
malte unsere Geschichte
auf meine Haut.
– Wie könnte ich je vergessen…
Anouk F. 28.7.2017
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