Träume

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
Träume sind Schäume
Aber Schäume sind sanft – und weich,
und sie können so anschmiegsam und zart sein,
dass man am liebsten in ihnen ertrinken möchte.
Oft möchte ich – auch
in meine-n Träumen versinken –
und nie mehr erwachen.

Neulich hatte ich einen wunderschönen Traum.
Ich möchte ihn Dir hier erzählen:
Ich träumte, dass ich zu einem netten Mädchen ging.
Wir wollten gemeinsam für Biologie üben. Wir machten es uns in ihrem Zimmer gemütlich und übten fast zwei Stunden lang, bevor wir fertig waren. Danach tranken wir Tee und ließen uns von einer geheimnisvollen Welt der Töne und Klänge in ein Reich der Phantasien entführen.
Nachdem wir den Tee getrunken hatten, lagen wir uns auf ihrem Bett gegenüber und lauschten verträumt der magischen Musik.
Jeder von uns träumte sich in seine eigene Traumwelt, bis sie auf einmal sagte: "Weißt Du was? Ich komme zu Dir." Sie erhob sich, kroch zu mir und legte sich neben mich. Ich umarmte sie, und während die Musik uns noch immer mit sanften Wogen der Zärtlichkeit umspülte, uns das Gefühl für Raum und Zeit verlieren ließ, nahm ich ihre Hand, und wir hielten uns fest.
Irgendwann stand sie auf, öffnete kurz das Fenster, und nachdem sie es wieder geschlossen hatte, kam sie zu mir zurück. Weil sie kurz gelüftet hatte, war es jetzt im Zimmer etwas kühler, und ich sagte zu ihr: "Du hast eben die kalte Luft hereingelassen, dafür musst Du mich noch ein bisschen wärmen." Sie legte ihren Kopf auf meine Brust, und wir streichelten uns zärtlich und liebevoll. Wir durchlebten diese Augenblicke, die – wie wir – nur von der verträumten Melodie umgeben waren, als ich ihr plötzlich ins Ohr flüsterte, dass ich sie sehr lieb habe. Einige Augenblicke vergingen, dann sagte sie zu mir: "Du, ich glaube, ich liebe Dich auch ein bisschen."

Das war das Schönste, was sie je zu mir gesagt hatte; etwas Schöneres hätte sie mir in dem Moment gar nicht sagen können, habe ich später gedacht. Ich hätte es ihr gerne sofort gesagt, aber mir fiel erst später auf, dass ich meine Gefühle ihr gegenüber so hätte beschreiben können. Wir lagen noch eine ganze Weile einfach so da, ließen uns von den bizarren Tönen und verzaubernden Klängen durchfließen, spürten unsere Körper, unsere Wärme, unsere Nähe, und ich fühlte mich bei ihr unheimlich geborgen.
Ich wünschte mir, die Zeit würde stehen bleiben und diese Geborgenheit würde mich nie mehr verlassen.
Irgendwann musste ich dann gehen, und da bin ich aufgewacht.

Ich war traurig darüber, dass der Traum schon zu Ende war, und gleichzeitig glücklich, ihn geträumt zu haben. Seitdem habe ich mir oft gewünscht, diesen Traum noch einmal träumen zu können. Träume sind zwar nicht ewig, aber die Erinnerung an sie bleibt für immer erhalten, wenn man es möchte. Und ich möchte diesen Traum nie vergessen, denn meine Träume helfen mir, all das zu vergessen, was nicht so schön ist wie das, was ich in diesem Traum mit Dir erlebt habe. Ich möchte viel öfter träumen können, auch, wenn ich vielleicht alles nur geträumt habe, und mein Traum gar kein Traum war.

(Für Marianne)

ls270187

Informationen zum Gedicht: Träume

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27.07.2011
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