Tanzende Minuskeln

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Tanzende Minuskeln

Was waren das doch für Zeiten,
Als man in Folianten blättern konnte,
Sein Wissen ehrfürchtig daselbst weiten,
Wo Geistgröße in Bibliotheken wohnte,

Als die Kultur Europas noch so jung war!
Man sah die malenden Gesellen am Stehpult,
Wo sie Stunde um Stunde und Jahr um Jahr
Ihre Künste in Bücher brachten – mit Geduld!

Bunt sprangen einem die Anfangsbuchstaben
Aus kraftvoll bemalten Blättern in die Augen,
Wo die Schriften noch so schön und erhaben
Bis heute des seligen Lesers Sinnen taugen.

Tanzende Minuskeln erfreuen das Gemüt,
Bringen uns hin zum Ernst alter Schriften,
In denen noch betender Glaube erblüht,
Um mit Folianten Seelenheil zu stiften.

Früher musste man sich reisend bewegen,
Um an Geistschätze heran zu kommen,
Sich bemühen um den eigenen Lesesegen,
Und zwar alle – nicht nur die Frommen!

Heute schwindet mit der wachsenden Bildflut
Und mit dem Internet der Blick für das Weite,
Denn trotz der Gewissheit, global präsent im Gemeingut
Sind Näherungen an Minuskeln nur noch Bildaugenweide.


©Hans Hartmut Karg
2023

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Informationen zum Gedicht: Tanzende Minuskeln

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05.04.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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