Tanzan und Ekido

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Es hatte lange und viel geregnet
und lange war ihnen keiner begegnet
Zwei Mönche, die gingen langsam voran
am Rand der matschigen Straße entlang

Die Straße machte eine Wendung nach rechts
Da stand eine Person weiblichen Geschlechts
im seidenen Kimono mit dem Begehren,
die schlammige Straße zu überqueren

Der Tanzan machte große Schritte
grad auf sie zu: "Kommen Sie bitte!"
Er nahm sie behutsam auf den Arm
und trug sie über die matschige Bahn

Sie dankte ihm herzlich - und ging ihres Wegs
Ekido, der fasste sich nur halbwegs
und ging mit dem Freund weiter den Pfad
sehr schweigsam zu ihrem Kloster hinab

Kaum war'n sie da, musst e r sich beschwer'n:
"Du weißt doch, wir Mönche halten uns fern
von Frauen, den hübschen noch um so mehr!
Was hast du getan, bitte sehr?"

Der Tanzan lächelte: "Ach, zum Glück
ließ ich die Frau an der Biegung zurück,
hab nichts unterlassen und nichts versäumt -
Trägst du sie noch immer, guter Freund?"

Nach einer Zen-Geschichte

Informationen zum Gedicht: Tanzan und Ekido

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31.12.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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